Die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) kann auf der Baustelle Leben retten. Hier erfahren Sie alles zur richtigen Anwendung der Absturzsicherung.
Das Beschaffen, Verwalten und Benutzen persönlicher Schutzausrüstung mag lästig erscheinen. Aber es geht darum, Augen, Ohren, Lunge, Gliedmaßen oder schlicht: das Leben eines jeden Menschen auf der Baustelle zu schützen und zu sichern. Zeit und Geld dafür einzusetzen, sollte es jedem wert sein. Der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz kommt dabei eine besondere Rolle zu.
So ist eine Absturzsicherung aufgebaut

Der Bereich der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) umfasst eine breite Palette verschiedener Einzelkomponenten, die – je nach Einsatzgebiet und Anforderung – miteinander kombiniert werden können. Grundsätzlich gehören zu einem Auffangsystem immer ein Anschlagpunkt, ein Verbindungsmittel und ein Gurt. Dabei ist unter Anschlagpunkt kein Anschlagpunkt im herkömmlichen Sinne zu verstehen, sondern eine spezielle Anschlageinrichtung. Diese dienen als Befestigungspunkt zum Einhängen von Systemen der Persönlichen Absturzschutzausrüstungen (PSA) nach EN 363:2008, der bei Bedarf auch dauerhaft an einer baulichen Einrichtung unter Beachtung der EN 795 an-gebracht werden kann. Die Befestigungspunkte für Fallschutz-Ausrüstungen müssen eine Mindestfestigkeit von 12 kN aufweisen und sind hinsichtlich ihrer Lage so zu wählen, dass die Gefahr eines Absturzes auf ein Minimum reduziert ist. Zudem sollte sich ein Befestigungspunkt möglichst immer senkrecht oberhalb des Anwenders befinden, um ein Pendeln zu vermeiden.
Verbindungsmittel haben die Aufgabe, den Auffanggurt mit dem Anschlagpunkt zu verbinden. Je nach Anwendung kommen Verbindungsmittel mit Bandfalldämpfer, mitlaufende Systeme oder nur für den Gerüstbau zugelassene Verbindungsmittel mit Kanteneignung zur Anwendung.
Der Auffanggurt wird am Körper getragen, um im Falle eines Sturzes die Auffangfunktion schnell und effektiv ausüben zu können. Je nach Einsatzzweck und -dauer kommen Auffanggurte in unterschiedlichen Ausführungen zum Einsatz. Bei Arbeiten, die das Tragen über einen längeren Zeitraum erfordern, machen Tragekomfort und Ergonomie Sinn. Diese Anforderung erfüllen etwa Gurte mit breiten Rückenpolstern oder elastischen Gurtbändern. Je nach Ausführung sind die Gurte mit unterschiedlichen Ösen und Laschen zum Aufhängen, Halten und Positionieren ausgestattet.
PSAgA gemäß Anwendungsfall auswählen

So verschieden die einzelnen PSAgA-Produkte, so verschieden sind auch die jeweiligen Einsatzgebiete. Zur einfachen Orientierung werden deshalb nachfolgend einige typische Sicherungsszenarien und dazu passende Produktlösungen vorgestellt.
Besteigen von Leitern
Verwendung einfacher Gurtsysteme mit einem mitlaufenden Auffang-system an fester Führung oder Steigen mit Y-Falldämpfer.
Fassaden- oder Wandarbeiten
Einsatz von Gerüsten oder Hubarbeitsbühnen. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass bei Gerüsten eine speziell zugelassene PSA-gA mit Auffanggurt inklusive kantengeprüfter Rückenösenverlängerung sowie ein kantengeprüftes Verbindungsmittel mit Bandfalldämpfer verwendet werden muss. Auch bei der Benutzung einer Hubarbeits-bühne ist die Nutzung einer PSAgA Pflicht, denn hier kann die Person bei Bewegung der Hubarbeitsbühne durch den Peitscheneffekt aus dem Korb geschleudert werden.
Arbeiten an Fenstern oder Türen
Verwendung spezieller Traversen, die als Anschlagpunkte in eine Tür oder ein Fenster geklemmt werden.
Tipps zur sach- und fachgerechten Anwendung
- PSAgA auf Mängel überprüfen (Sichtkontrolle ist ausreichend).
- Auffanggurt anheben. Die Gurtbänder müssen frei sein, d.h., sie dürfen nicht verdreht hängen.
- In die Beinschlaufen steigen und den Hüftgurt um die Hüfte legen. Dabei darauf achten, dass der Hüftteil auch tatsächlich an der Hüfte sitzt.
- Schultergurte wie eine Jacke anziehen. Die Auffangöse muss zwischen den Schulterblättern liegen.
- Beingurte schließen. Gurtbänder nicht verdrehen. Steckverschlüsse nacheinander zusammenstecken und schließen.
- Bauchgurt schließen
- Die Gurte müssen fest am Körper anliegen, Beingurte dürfen nicht schneiden. Testen, ob alles richtig sitzt: Wenn die flache Hand unter den Beingurt geschoben werden kann, sitzen die Gurte korrekt. Wenn die Hand unter dem Gurt zur Faust geballt werden kann, ist dieser zu locker.
- Alle Gurtverschlüsse schließen Zum Schluss wird das Verbindungsmittel mit dem Falldämpfer an der Auffangöse befestigt.
Und für alles außer Absturz: Nutzen Sie die Hilfe der Hersteller
Die meisten der bekannten Anbieter persönlicher Schutzausrüstung unterstützen die Anwender mit vielfältigen Beratungsangeboten. Dies umfasst sowohl frei erhältliche Informationen zu einzelnen Schutzzielen (Augen, Gehör usw.), sh. hier:
…oder im weiteren auch individuelle Beratungsangebote zu denen zumindest eine Anmeldung erforderlich ist. Nutzen Sie Unterstützung. Die Gefahrenquellen sind derart vielfältig, dass professionelle Hilfe die Planung Ihrer betrieblichen Abläufe sehr erleichtern kann.
Quelle:
Adolf Würth GmbH & Co. KG
Keyvisual und Teaserbild: ABS Safety