Barrierefreies Bauen kann aus ganz unterschiedlichen Gründen nötig werden. Genauso vielfältig sind die Möglichkeiten, Wohnungen an die Bedürfnisse ihrer Bewohner anzupassen. Bei einigen Wohnungen lässt sich der Wohnkomfort erheblich steigern und damit auch der Wert der Immobilie.
Grundsätzlich gibt es beim altengerechten beziehungsweise barrierefreien Umbauen zwei Wege: Man passt die Wohnung mit möglichst geringem Aufwand dem individuellen Bedürfnis des Bewohners an oder man baut so um, dass möglichst viele Menschen, die in Bewegung oder Orientierung eingeschränkt sind, die Wohnung komfortabel nutzen können.
Diese Fragen helfen bei der Entscheidung:
- Sind die baulichen Gegebenheiten so, dass auch ein barrierefreies Bauen, das einen größeren Aufwand mit sich bringt, mit dem vorhandenen Budget umgesetzt werden kann?
- Ist zu erwarten, dass sich der Zustand der Bewohner derart verschlechtert, dass später weitere Anpassungen für ein barrierefreies Wohnen nötig sind?
- Soll der Wohnraum (später) weitervermietet werden? Wäre Barrierefreiheit ein Kriterium für potenzielle (Nach)-Mieter?
Die folgende Übersicht zeigt eine Auswahl von Möglichkeiten und Auszüge aus den Anforderungen der Normen für barrierefreies Bauen.
Mit kleinen Anpassungen Barrieren abbauen
Man muss nicht immer gleich die ganze Wohnung barrierefrei umbauen – mit kleineren Anpassungen kann man in der Bewegung oder Wahrnehmung eingeschränkten Personen das Leben deutlich vereinfachen. Sie helfen beispielsweise Blinden und Sehbehinderten, aber auch Menschen, deren Orientierung permanent oder vorübergehend eingeschränkt ist – etwa durch die Einnahme von starken Medikamenten.
- Kontraste erhöhen: Lichtschalter, Bedienfelder, Handläufe und sanitäre Installationen werden leichter wahrgenommen, wenn sie sich farblich von der Umgebung abheben.
- Mit Kontrasten leiten: Eine farbige Wand kann helfen, sich im Raum zu orientieren – vorausgesetzt, der Farbkontrast gegenüber der Umgebung ist hoch genug. Wie Kontraste berechnet werden können und welche Kontraste ausreichen, ist in DIN 18040-2 angegeben.
- Taktile Kontraste: Unterschiedliche Materialien helfen, sich auch tastend im Wohnraum zu orientieren. Ähnlich wie es auf Gehwegen zunehmend umgesetzt wird, können auch in Wohnungen unterschiedliche Strukturen bei der Orientierung helfen.
- Griffe und Knäufe: Ersetzen Sie Knaufgriffe durch bogenförmige Griffe und senkrechte Bügel. Sie sind leichter zu bedienen.
- Halt bieten: Haltegriffe bieten zum Beispiel im Bad Sicherheit. Handläufe helfen dabei, Strecken in der Wohnung selbstständig zurückzulegen.
Barrierefrei umbauen: Das volle Programm
Jetzt geht es ans Eingemachte. Im Folgenden stellen wir einige Anpassungen vor, die Wohnraum auch für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte barrierefrei machen. Oft sind die nötigen Umbauten aufwendig, stellen aber auch für gesunde Personen eine erhebliche Steigerung des Wohnkomforts dar. Alle Angaben beruhen auf der DIN 18040-2 für barrierefreies Bauen.
1. Bewegungsflächen
Das Bad barrierefrei umbauen
Für Sanitärräume gilt vor Einrichtungen wie WC, Waschtisch und Dusche eine Bewegungsfläche von 120 cm x 120 cm. Die Fläche von 120 cm gilt ebenso für die Breite und Tiefe von Fluren. Auch in der Küche müssen Bewegungsflächen von mindestens 120 cm eingehalten werden. Für Rollstuhlfahrer muss in Fluren und im Schlafzimmer jeweils eine Wendefläche von 150 cm x 150 cm eingeplant werden. Das gilt insbesondere hinter der Wohnungstür.
Barrierefreies Bauen nach DIN 18040
Bei der Planung von barrierefreien Bauten hilft die Normenreihe DIN 18040. Sie gilt zwar für Neubauten, die darin formulierten Anforderungen können aber auf Umbauten und Modernisierungen für ein barrierefreies Wohnen übertragen werden.
2. Schwellen
Keine Stufen
Alle Räume einer Wohnung müssen stufenlos erreichbar sein. Untere Türanschläge müssen schwellenlos gestaltet sein. Das schließt auch den Zugang zu Außenbereichen mit ein! Die Dusche muss bodengleich ausgeführt werden.
Hilfestellungen im Netz
Diese Website zum barrierefreien Planen und Bauen gibt Tipps und Hilfestellungen für die Planung barrierefreier Bauten.
3. Durchgänge
Durchgänge und Türen müssen eine lichte Breite von mindestens 90 cm haben.
Türen
Ersetzen Sie nach innen oder außen öffnende Türen durch leichtgängige Schiebetüren. Die liegen übrigens auch optisch voll im Trend! Die Badezimmertür: Wenn es möglich ist, können Sie die Tür so umbauen, dass sie nach außen, statt nach innen öffnet. Das verschafft den Bewohnern Sicherheit und Raum im Inneren der Nasszelle.
Teaserbild und Keyvisual: HEWI