Vor der Kellersanierung muss festgestellt werden, ob es Wasser im Keller gibt und wenn ja, welche Ursachen und welches Ausmaß der Schaden hat. Mit einer Bauwerksdiagnose kommt man feuchten Stellen auf die Spur.
Zur Bauwerksdiagnose sollte man am besten einen karierten Block für Skizzen und Maße mitnehmen, einen digitalen Entfernungsmesser, Kamera und eventuell Taschenmesser und Schraubenzieher, um durch Kratzproben stark geschädigtes Mauerwerk mit brüchigem Mörtel identifizieren zu können.
Bauwerksdiagnose gegen Feuchtgebiete
Ist der Keller feucht, ist es wichtig, die Ursache zu finden. Denn auf dem Keller lastet nicht nur der Druck von Gebäude und Erdreich, er ist auch ständiger Feuchte und damit einhergehend oft auch Salzen ausgesetzt. Vor allem bei älteren Gebäuden ist das ein großes Problem. Das belegt der jüngste Bauschadensbericht der Bundesregierung, der überdurchschnittliche Schäden und Belastungen durch Feuchtigkeit und Salze bei erdberührten Bauteilen von mehr als 50 Jahre alten Gebäuden feststellte. Kein Wunder, dass die Trockenlegung feuchter Mauern im Keller zu den häufigsten und teuersten Sanierungsarbeiten bei Bestandsgebäuden gehört. Während größere Schäden meist eine aufwendige Abdichtung von außen erfordern, da sie auf lange Sicht auch die Statik der Gebäude gefährden können, gibt es einige leichtere Fälle, die sich von innen beheben lassen.
Wie sieht’s denn hier aus? Schadensbilder unten an der Wand
Es gibt typische Schadensbilder, die relativ eindeutig auf Feuchtigkeitseintritt an bestimmten Stellen zurückzuführen sind. Nicht selten kommen aber bei Feuchtigkeit im Keller mehrere Ursachen zusammen, sodass zur Bauwerksdiagnose tiefergehende Untersuchungen durch einen Spezialisten nötig sind, um den Keller langfristig trocken zu halten.
- Besonders häufig zieht sich die Feuchtigkeit flächig über die Wand und nimmt nach oben hin ab. Das sieht zunächst nach einer fehlenden Horizontalsperre aus, wie es bei älteren Kellern oft der Fall ist, sodass Wasser von unten ins Mauerwerk eindringt. Üblicherweise geschieht dies gleichmäßig im Kellerraum.
- Nimmt die Feuchte dagegen gleichzeitig zu den Innenwänden hin ab, ist eine nicht hinreichende Vertikalabdichtung zu vermuten. Vertikalabdichtungen reichen auch bei jüngeren Gebäuden bei stärkeren Belastungen, wie etwa Platzregen, manchmal nicht aus, wenn sie nur aus Putz und Sperranstrich bestehen. Hier empfiehlt sich für langfristige Erfolge eine Abdichtung von außen. Lediglich wenn das Mauerwerk nur leicht belastet ist und nur geringe Salzschäden aufweist, kann bei wenig intensiv genutzten Kellern von innen mit Sanierputz und geeigneter Endbeschichtung saniert werden.
- Ebenfalls von innen kann Feuchtigkeit bekämpft werden, die durch eine zu hoch liegende Horizontalsperre am unteren Rand der Wände als durchgehender Streifen auftritt. Eventuell vorher ein Stück Putz entfernen, um zu prüfen, ob die Horizontalsperre wirklich deutlich über dem Boden liegt.
Schadensbilder oben an der Wand
Flächige Feuchte im oberen Teil der Kellerwand kann auf unterschiedliche Arten entstehen. Zuerst ist im Rahmen der Bauwerksdiagnose zu klären, ob der Keller gedämmt ist und geheizt wird. Dann ist es wahrscheinlich, dass es sich um Tauwasser handelt. Der obere Wandbereich wurde vermutlich nicht in die Dämmung einbezogen, sodass er kälter ist und die Luftfeuchtigkeit dort kondensiert. Erste Wahl wäre bei diesem Schadensbild wieder eine Sanierung von außen. Man kann aber auch von innen dämmen, wenn man auf eine hinreichende Überlappung in die von außen gedämmten Bereiche achtet. Oft führt Tauwasser auch zu Schimmel, der vor den Sanierungsmaßnahmen natürlich fachgerecht zu entfernen ist. Da das gleiche Schadensbild auch von außen eindringendes Wasser als Ursache haben kann, sollte in jedem Fall die Fassade eingehend begutachtet werden.
Bauwerksdiagnose: Von außen und oben eindringendes Wasser
- Ist der Boden bis direkt ans Haus gepflastert, womöglich noch mit Gefälle in Richtung Wand, und ist an der Wand ein Schaden wie Grünbelag oder abblätternde Farbe erkennbar, wird es sich um Oberflächenwasser handeln, das den oberen Bereich der Kellerwand durchfeuchtet. Dann muss das Gefälle geändert und eventuell sogar ein Stück vom Pflaster weggenommen werden. An dessen Stelle tritt dann ein Kiesstreifen mit Ablaufschiene.
- Wasser kann auch an einem vorspringenden Sockel eindringen. Der Sockel sollte dann ebenfalls mit einem ableitenden Gefälle oder besser noch mit einem überstehenden Blech ausgestattet werden. Letzteres ist jedoch mit recht viel Aufwand verbunden.
- Gern dringt Feuchtigkeit auch hinter einer vorgesetzten Verblendschale ohne Z-Sperre (eine in Z-Form eingelegte Horizontale sowie vertikale Abdichtungsbahn) ein, die eigentlich am Fußpunkt der Mauer das Wasser wieder zur Außenseite leiten soll. Bei Verblendmauerwerk ist der nachträgliche Einbau einer solchen Z-Sperre oft zu aufwendig und optisch störend, wenn die Verblender nicht mehr erhältlich sind. Stattdessen kann dann eine Imprägnierung der Steine und Fugen für die nächsten Jahre helfen – bis wieder eine Bauwerksdiagnose ansteht.
- Bei leichten Feuchtigkeitsschäden kann eine Messung der Mauerwerksfeuchte die Entscheidung erleichtern, ob man überhaupt abdichten muss, oder ob Sanierputze und Belüftung genügen. Die genauesten und aussagekräftigsten Ergebnisse liefert die Entnahme eines Bohrkerns und dessen Auswertung im Labor, erste Anhaltspunkte können aber auch Handmessgeräte bringen. WTA-Merkblatt 4-5-99/D zur „Beurteilung von Mauerwerk ‒ Mauerwerksdiagnostik“ sowie 4-11-02/D zur „Messung der Feuchte von mineralischen Baustoffen“ helfen dabei weiter.
Nix mit Schwamm drüber ‒ Schädlinge im Keller
Oft kommt es bei bestimmten Temperaturen und Feuchtigkeitsbelastungen zu Schimmel in Kellerräumen. Die Pilze ernähren sich unter anderem von Holz, Putzen, Tapeten oder Farben und können Gesundheitsprobleme hervorrufen. Ohne Spezialausbildung sollte nur oberflächlicher Schimmelbefall bis zu einer Fläche von einem halben Quadratmeter entfernt werden, ansonsten besser bei der Handwerkskammer im Rahmen der Bauwerksdiagnose einen Gutachter suchen. Der kann die Gefährdung sowie Art und Stärke des Befalls beurteilen. Bei großflächigem Befall ist nämlich zudem mit Biofilm zu rechnen, eine Art Schleimschicht verschiedener Organismen, die zu mechanischen Belastungen durch Biofouling und Säureschädigung von Baustoffen durch Biokorrosion führen kann. Große Vorsicht ist auch beim Echten Hausschwamm angesagt. Der braucht kein Holz oder Ähnliches, um zu wachsen, sondern kann über anorganisches Mauerwerk in andere Räume wuchern. Wie man ihn erkennt, steht im WTA-Merkblatt 1-2-05/D. Fast ebenso häufig tritt in Mitteleuropa der Braune Kellerschwarm auf, der fadenartige Verästelungen bildet. Also bei vermeintlichen Spinnweben lieber zweimal hinsehen!
Ist da Salz drin? Mauerwerksuntersuchung als Teil der Bauwerksdiagnose im Keller
Während man die Feuchtigkeit meist nicht messen muss, sollte der Salzgehalt der Mauern bei feuchten Kellerräumen unbedingt ermittelt werden. Das hat mehrere Gründe: ständiger Wechsel von Kristallisation und Lösung kann die Mauern zersetzen, was an Ausblühungen und Abplatzungen zu sehen ist. Vor allem bei Gebäuden aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und älter besteht die Gefahr der Entkalkung. Dabei verliert der Mörtel sein Bindemittel durch die Salze. Auf lange Sicht gefährden Salze so die Tragfähigkeit der Mauern. Auch wenn der Keller bereits abgedichtet ist, können starke Versalzungen Probleme bereiten. Das Mauerwerk zieht dann aus der Raumluft viel mehr Feuchtigkeit, sodass es schnell zu Schimmel an Dispersionsfarbe oder Möbeln kommt. Ausblühungen deuten dagegen eher nicht auf eine solche hygroskopische Feuchteaufnahme hin.
Messung des Salzgehalts
Besonders wenn der Keller als Wohnung genutzt werden soll, muss als Teil der Bauwerksdiagnose der Salzgehalt der Mauern bestimmt werden, und zwar möglichst vor der Abdichtung. Davon hängt zum Beispiel ab, ob man Sanierputze aufbringen muss. Es gibt Teststreifen für Nitrate und Sulfate, Chloride lassen sich über eine Ausfällreaktion bestimmen. Um abschätzen zu können, ob es zu einer hygroskopischen Feuchteaufnahme kommt, reicht eine Materialprobe aus einer Tiefe von etwa drei Zentimetern. Als hohe Belastung gilt ein Anteil an Chloriden ab 0,5%, an Nitraten ab 0,3% und an Sulfaten ab 1,5%. Näheres dazu im WTA-Merkblatt 2-9-04/D „Sanierputzsysteme“. Bei Mauerwerk, das bereits über viele Jahre starken Salzbelastungen ausgesetzt ist, sollte der Mörtel bauchemisch untersucht und ein Statiker hinzugezogen werden.
Autorin
Dagny Moormann
Redaktion AUSBAUPRAXIS
Keyvisual und Teaserbild: Dr. Horst Reul