Da gibt’s nix zu reparieren

Werkzeuge 30. August 2021 Da gibt’s nix zu reparieren

Werkzeuge benötigen normalerweise wenig Pflege. Zangen, Knarren und andere Werkzeuge mit beweglichen Teilen freuen sich hin und wieder über einen Tropfen Öl, um leichtgängig zu bleiben. Interessanter ist da schon die Frage, wann Werkzeuge ausgetauscht werden sollten.

Zangen und Seitenschneidern mit abgenutzten Greifflächen, wackelnden Gelenken oder stumpfen, ausgebrochenen oder nicht mehr übereinander stehenden Schneiden machen bei der Arbeit keine Freude mehr. Richten, nachschärfen oder sonst wie reparieren kann man sie leider nicht. Hier muss eine neue Zange her. Dies gilt auch für Werkzeuge mit lockeren oder gerissenen Kunststoff- oder Gummigriffen. Schraubendreher und Bits mit abgenutzten Spitzen können die Schraube beschädigen. Auch sie sind auszutauschen. Praktisch sind Schraubendrehersätze mit auswechselbaren Klingen. Hier muss man nur die häufig benutzten Klingen nachkaufen, solange der Griff noch gut ist. Auch bei einem Schraubenschlüssel mit abgenutztem oder durch Überlastung aufgeweitetem Maul ist nichts mehr zu machen. Mit ihnen kann man beim Schrauben leicht vom Schraubenkopf abrutschen und sich böse verletzen.

Bei häufig benutzen Meißeln kann sich an der Schlagkante ein „Bart“ bilden. Auch hier ist das Abschleifen des Barts oder das Absägen des Meißels keine Lösung. Die Härte von Meißeln ist nämlich nicht an allen Stellen gleich. Die DIN-Sicherheitsnorm legt fest, dass Meißel an der Schlagfläche nicht zu hart sein dürfen. Ansonsten wäre der Stahl an dieser hoch belasteten Stelle zu spröde und könnte splittern. Die Spitze ist dagegen eher hart, um eine möglichst lange Standzeit zu erreichen. Stumpfe Spitzen kann man am besten mit einem Wetzstein nachschärfen. Bei Schleifen ist eine zu starke Erwärmung der Schneide zu vermeiden, sonst wird geht die Härte verloren.

Beim Hammer geht‘s

Doch es gibt ein Werkzeug, das man tatsächlich reparieren kann. Wenn bei einem Hammer der Holzstiel verschlissen oder locker ist, kann man ihn austauschen. Ersatzstiele gibt es im Fachhandel oder im Baumarkt. DIN-Normen sorgen dafür, dass der Ersatzstiel in das ovale Loch, auch Auge genannt, passt. Zur Befestigung nimmt man am besten einen Ringkeil, entweder den bereits vorhandenen oder einen separat erhältlichen. Der Durchmesser des Ringkeils sollte dabei einige Millimeter geringer sein als der Durchmesser des Auges, damit nach dem Einschlagen rundum noch etwas Holz zwischen Keil und Auge vorhanden ist. So eine Reparatur lohnt sich natürlich nicht bei Billighämmern, die man als Handwerker aber ohnehin nicht verwenden sollte.

Bloß keine Feuchtigkeit!

Vor der immer wieder gemachten Empfehlung, wackelnde Hämmer und Beile über Nacht in Wasser einzuweichen, ist klar zu warnen. Die Feuchtigkeit schädigt das Holz und der Stiel kann ausgerechnet an der kritischsten Stelle versagen. Nicht umsonst gibt die DIN sogar die Feuchtigkeit des Hammerstiels im Auslieferungszustand vor.

Verbogene Stahlrohrstiele bei Hämmern sollte man übrigens nicht wieder geradebiegen, da sich im verbogenen Bereich der Querschnitt und das Material geschädigt sind und sich praktisch eine Sollbruchstelle gebildet hat. Hier muss leider ein neuer Hammer her.

Wie viel Aufwand man in die liebevolle Restaurierung eines alten Drillschraubendrehers stecken kann, zeigt folgendes sehenswertes Video .

Autor:

Thomas Holland-Letz arbeitet als stellvertretender Geschäftsführer/technischer Referent beim Fachverband Werkzeugindustrie e.V.
Mehr unter www.werkzeug.org

Keyvisual und Teaserbild: Rudolf Müller Mediengruppe

zuletzt editiert am 14.06.2022