So können Sie mit Nachrüstungen an Fenstern, Türen und Terrassentüren Ihre Wohnung schützen. Lesen Sie hier alles zum Thema Einbruchschutz.
Den richtigen Einstieg zu finden, ist für schreibende Journalisten mitunter schwer. Für Einbruchsprofis hingegen ist er leicht, da viele Häuser und Wohnungen nur unzureichend gegen unbefugtes Betreten gesichert sind. 2016 gab es rund 150.000 Einbrüche oder Einbruchsversuche mit teils gravierenden Folgen für das monetäre Vermögen, aber vor allem auch für die Psyche der Bewohner. Dabei gibt es Hauptangriffspunkte der Einbrecher, die, sofern ohne Schutz, besonders einfach zu knacken sind. Besonders häufig steigen die Täter über die Terrassentür ein, vor allem in Einfamilienhäusern. In Mehrfamilienhäusern sind es naturgemäß die Wohnungseingangstüren, die als Zugang genutzt werden. Die Fenster sind bei Einfamilienhäusern am zweithäufigsten, bei Mehrfamilienhäusern am dritthäufigsten betroffen.
Neben den einfachen Systemen zum Nachrüsten von Einbruchschutz sind es auch die Türen und Fenster selbst, die dem Täter einen Widerstand entgegen setzen sollten. Denn darum geht es: Theoretisch lässt sich jede Tür aufbrechen, entscheidend ist die Zeit, die der Einbrecher dazu braucht. Ist der Widerstand so groß, dass es länger als 2 Minuten dauert, gibt der Durchschnittseinsteiger auf. Fenster und Türen werden in sieben Widerstandsklasse RC 1 N bis RC 6 eingeteilt (siehe Kasten). Im Erdgeschoss sollten mindestens Türen und Fenster mit RC 2 eingebaut sein, denn sie bereiten den schweren Jungs doch schon einige Mühe. RC 3 ist hier aber auf jeden Fall zu empfehlen. Mit steigender Widerstandsklasse erhöht sich auch die Zahl der eingebauten Sicherungen wie Pilzkopfzapfen.
Einbruchschutz: Das sind die Widerstandsklassen
- RC 1 N: Bauelemente weisen einen begrenzten bis geringen Grundschutz gegen Aufbruchsversuche mit körperlicher Gewalt oder mit einfachen Hebelwerkzeugen auf. RC 1 N kommt oft erst ab dem 1. OG zum Zuge, wenn die Fenster nicht zu erreichen sind.
- RC 2 N: Diese Widerstandsklasse bietet einen Grundschutz gegen Einbruchsversuche mit einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, Zangen oder Keile. Ein Angriff auf eine mögliche Verglasung ist nicht zu erwarten. RC 2: Bauelemente trotzen einem Gelegenheitstäter über eine Dauer von mindestens drei Minuten beim Aufbrechen mit einfachen Hebelwerkzeugen wie Schraubendreher, Zange oder Keilen (früher WK 2).
- RC 3: Bauteile dieser Widerstandsklasse widerstehen den Aufbruchsversuchen mit einem zweiten Schraubendreher und einem Brecheisen. Die Bauteile müssen mindestens fünf Minuten standhalten (früher WK 3).
- RC 4: Bauelemente bestehen gegen erfahrene Täter, die mit Säge- und Schlagwerkzeugen und Akku-Bohrmaschine vorgehen (früher WK 4).
- RC 5: Selbst dem Einsatz von Elektrowerkzeugen wie Bohrmaschinen, Stich- oder Säbelsägen und Winkelschleifern bieten Bauelemente dieser Widerstandsklasse einen definierten Widerstand (früher WK 5).
- RC 6: Bohrmaschinen, Stich- oder Säbelsägen und Winkelschleifern der höchsten Leistungsklasse setzen Bauteile dieser Klasse einen definierten Widerstand entgegen.
Einbruchsicherungen Nachrüsten ist denkbar einfach
Während sich die Anforderungen an die Bauart des Fensters oder auch an die Qualität des Glases letztlich nur durch den Austausch oder einen Sicherheits-Fachbetrieb erfüllen lassen, ist die Montage von Elementen zur Fenstersicherung oder Türsicherung auch nachträglich möglich und für Sie als Auftragnehmer auch lukrativ. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Möglichkeiten vor, die Wohnung oder das Haus Ihres Kunden zu schützen:
Türsicherung: Tür-Panzerriegel
Die bekannteste Zusatzsicherung für Türen ist sicher der Panzerriegel. Die Funktionsweise ist genauso einfach wie die Montage: Durch Drehen des Schlüssels von der Türaußen- oder des Drehknopfs auf der Türinnenseite wird ein massiver Vierkantriegel links und rechts in jeweils einen Türschließkasten geschoben. Die Tür ist somit gewaltsam nicht mehr zu öffnen. Die Türschließkästen auf der Schließ- und der Bandseite sollten idealerweise in den angrenzenden Wände verankert sein, die Verankerung auf der Türzarge selbst ist nur die zweitbeste Lösung. Beratungsbedarf für den Kunden besteht hinsichtlich der Bedienbarkeit, die Billiglösungen einiger Hersteller sind beispielsweise von Kindern nur schwer zu schließen.
Türsicherung: Tür-Zusatzschloss
Ein zweites, etwa auf Augenhöhe angebrachtes Türzusatzschloss bringt schon ein erhebliches mehr an Sicherheit. Gute Schlösser bieten Schlossplatten und Schließbleche aus vergütetem Spezialstahl, dem Montageset sollte auf jeden Fall ein Schwerlastdübel für die Wandverankerung beiliegen. Zu empfehlen sind immer Ausführungen, die zusätzlich auch einen Sperrbügel aufweisen, damit kann der Hausherr die Tür einen Spalt öffnen, ohne sie gleich ganz entriegeln zu müssen. Neuere Türzusatzschloss-Modelle bieten ein integriertes Elektronikmodul, das bei einem registrierten Einbruchversuch eine zum Gesamtsystem gehörende Alarmanlage auslöst.
Fenstersicherung: Fenster-Panzerriegel
Was an der Wohnungseingangstür schon lange gut funktioniert, hat nun auch den Weg an die Fenster geschafft – der Panzerriegel. Dabei handelt es sich um ein Vierkantrohr aus Edelstahl (stabiler als Rundrohr), dass standardmäßig über Dübel und Schrauben in der Fensterlaibung verankert wird. Damit ist es nicht mehr möglich, das Fenster als Ganzes zu öffnen. Die Laibungsbreite darf zwischen 35 und 226 cm liegen. Zu schließen ist der Riegel über einen Druckzylinder, zu öffnen wiederum mit einem Schlüssel. Zwei Vorteile bietet diese Fenstersicherung: Sie ist vom Täter von außen zu erkennen und schreckt so vor einem Versuch ab. Zweitens ist diese Lösung ideal für Mietwohnungen, da die Befestigungspunkte nicht im Fensterrahmen selbst, sondern in den Laibungen liegen. Eine aufwändige Renovierung bei Auszug ist somit passe.
Fenstersicherung: Fenster-Zusatzschloss
Auch Zusatzschlösser für Fenster und Terrassentüren gehören zu den Klassikern des Einbruchschutzes. Die neue Generation verbindet dabei den mechanischen Druckwiderstand, den jedes Zusatzschloss bietet, mit einer zusätzlichen Alarmfunktion. Sollte ein Bösewicht einen Einbruchversuch wagen, nimmt das eine im Schloss integrierte Magnetfeldsensorik wahr und löst einen schrillen, 110 dBA lauten Alarmton aus. Den dazu nötigen Strom bezieht das Schloss aus zwei AA-Batterien. Scharf und unscharf geschaltet wird das System über das Ent-, respektive Verriegeln des Drehgriffes. Das ist deshalb sinnvoll, weil auf diese Weise ein versehentliches Auslösen durch Öffnen des Fensters vermieden wird – dafür ist ja das Entriegeln und damit Unscharfmachen erforderlich. Ein Fenster-Zusatzschloss bietet auf der Schließseite ein Plus an Sicherheit, allerdings sollten Sie den Kunden dann darauf hinweisen, dass auch auf der Bandseite etwas getan werden muss.
Digitaler Türspion
Einen Einbruch in Abwesenheit verhindert ein Türspion sicherlich nicht, er ist aber trotzdem eine sinnvolle Ergänzung zu den mechanischen Sicherungen. Wie in Zeiten der Digitalisierung nicht anders zu erwarten, hat der gute alte optische Spion ausgedient, weist er mit der Zeit doch allerlei Schwächen auf. So können die Linsen wie beim Menschen im Alter trüb oder blind werden, der Blickwinkel war zumindest bei dicken Türen schon immer eher klein gehalten. Die mittlerweile auf dem Markt befindlichen digitalen Alternativen funktionieren im Grunde genauso, allerdings muss der Hausherr nicht mehr umständlich durch die Linse lugen, sondern kann den erwarteten (oder auch unerwarteten) Besucher auf einem 3,2 Zoll großen TFT-Display in Augenschein nehmen. Über eine Aufnahmefunktion können bis zu 50 Bilder auch gespeichert werden, eine Infrarot-Nachtsichtfunktion hilft auch bei schwierigen Sichtverhältnissen. Für Sie wichtig: Die Montage ist denkbar einfach, der Digitalspion lässt sich in Türen mit Türblattstärken von 38 bis 110 einbauen.
Smarter Einbruchschutz: Fenster-/Tür-Öffnungsmelder für Alarmanlage
Ein Öffnungsmelder lässt den Hausherrn sofort wissen, dass gerade eine seiner Türen oder Fenster geöffnet wird. Für den Einbruchschutz wird der zweiteilige Melder mit einer zum System gehörenden Alarmanlage verbunden, er kann aber auch in ein Smarthome-System eingebunden werden. Die Montage erfolgt in der Regel über Klebepads, wobei ein Element auf das Fenster oder das Türblatt, das andere auf den Fensterrahmen oder die Zarge aufgeklebt wird. Um beim einfachen Abklappen des Fensters nicht permanent Alarm auszulösen, ist es sinnvoll, die Elemente unten am Fenster zu fixieren. Kabel zur Verbindung mit der Alarmanlage oder zur Stromversorgung sind nicht nötig, das Ganze funktioniert mit Batterie.
Autor
Ulrich Wolf
Redaktion ausbaupraxis.de
Keyvisual und Teaserbild: Abus