Eine alte Ziegelsteinmauer in einem leeren Raum, die den Charme von traditioneller Bauweise zeigt.
Ein feuchtes Mauerwerk, das in Vorbereitung auf die Abdichtung freigelegt wurde. (Quelle: Mapei)

Keller 2025-01-20T10:37:30.788Z Feuchte Wand im Keller trocknen: Prüfen, planen, abdichten  

Wie lässt sich eine feuchte Wand im Keller oder Souterrain erfolgreich trocknen? Wenn erdberührte Wände feucht sind, ist die Ursache meist eine Undichtigkeit in der Außenabdichtung. Bevor ein Mauerwerk trocknen kann, muss es ausreichend abgedichtet werden. Wir stellen verschiedene Möglichkeiten vor.

Feuchte Wand im Keller: Das sind die Ursachen  

Wenn erdberührte Bauteile undicht werden, können mangelhaft ausgeführte Außenabdichtungen dafür verantwortlich sein. Weitere Ursachen sind Alterungsprozesse der vorhandenen Abdichtungen, wechselnde Grundwasserstände und Bauteilbewegungen. Klimaschwankungen, besonders Frost-Tau-Wechsel, führen zu weiteren Schädigungen, zum Beispiel durch Oberflächenabplatzungen.  

Und, es sind auch die Baustoffe selbst, die den Feuchtetransport begünstigen. Sei es Beton, Naturstein oder künstlich erzeugter Klinker. Sie alle können Feuchte über ihre Poren transportieren und weiterleiten. Über den kapillaren Feuchtetransport steigt Feuchtigkeit gegen die Schwerkraft im Bauteil oder Baustoff auf. 

Darüber hinaus verschleppt Feuchtigkeit, die aus dem umgebenden Boden in das Bauwerk gelangt, oft die im Erdreich gelösten Salze. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Chloride, Sulfate, Nitrate und Phosphate, die für eine große Anzahl von Schäden verantwortlich sind.

Bevor eine feuchte Wand nachträglich abgedichtet werden kann, müssen die Ursachen und das Ausmaß der Durchfeuchtung beurteilt werden.  Genauere Hinweise zur Vorgehensweise finden sich unter anderem in den Merkblättern der WTA. Insbesondere die Merkblätter 4-11-02/ D „Messung der Feuchte von mineralischen Baustoffen “und 4-5-99/ D „Beurteilung von Mauerwerk – Mauerwerksdiagnostik “bieten wichtige Hinweise.

Diese Schäden verursacht Feuchtigkeit

Erkennbar werden Feuchteschäden, mit und ohne Salzeinfluss, durch das Abplatzen von Putz, kristalline Ausblühungen oder Stock- und Feuchtigkeitsflecken. Im Falle von Holzkonstruktionen bildet sich meist Schimmelpilz oder Schwamm. Letzter ist in der Lage, das Holz strukturell irreparabel zu schädigen.  

Durch Feuchtigkeit wird die Dämmwirkung des Mauerwerks stark herabgesetzt. Stahlträger können auf Dauer korrodieren und statisch an ihre Grenzen gelangen. Darüber hinaus lösen Salzbelastungen schädigende Prozesse an und in den Baustoffen aus. Durch Hydratation und Kristallisationen von Salzen wird zudem zusätzlich Material abgetragen. Bevor eine Abdichtung geplant wird, sollten alle Schäden begutachtet werden.

Erst prüfen, dann Abdichtung planen  

Vor der Entscheidung über eine Abdichtung steht außerdem die Frage nach der zukünftigen Nutzung und dem Ziel der Sanierung: Eine Souterrainwohnung benötigt eine effektivere Abdichtung als ein Keller, in dem nur Getränke gelagert werden sollen.  

Steht das Gebäude unter Denkmalschutz, stellen sich auch für die Abdichtung zusätzliche Fragen.  

Aufsteigende Feuchtigkeit stoppen: Horizontalsperren von innen  

Von der Innenseite anwendbar kann eine nachträgliche, chemische Horizontalsperre in ein durchfeuchtetes Mauerwerk eingebracht werden - vor allem, wenn eine solche vorher nicht vorhanden war, oder die vorhandene beschädigt ist. Damit wird der kapillare Feuchtetransport beseitigt beziehungsweise verringert und der weitere Eintrag von Feuchte reduziert oder sogar gestoppt. Bewährt haben sich hier sogenannte Silikonmikroemulsionen oder monomere Silane, entweder als verdünnbares Konzentrat oder in cremiger, standfester Form. Hinweise auf die Einsatzmöglichkeiten und die Grenzen dieser Produktgruppe finden sich im WTA-Merkblatt 3-17. Die Applikation erfolgt vor dem Auftrag eines geeigneten Sanierputzes. Dieser sorgt dafür, dass die feuchte Wand durch Abtransport der Feuchtigkeit nach innen trocknen kann.  

Zugang von außen möglich? Sanierung von Abdichtungen an der Außenseite  

Besteht die Möglichkeit, das Erdreich um das Gebäude aufzugraben, kann die defekte Außenabdichtung saniert beziehungsweise neu aufgebracht werden. Eventuell muss erstmalig eine Abdichtung appliziert werden. Als Produkte haben sich sogenannte polymermodifizierte bitumenhaltige Beschichtungen (PMBC) oder flexible, mineralische Dichtungsschlämmen (MDS) bewährt. In der Vergangenheit wurden dafür in der Regel Bitumendickbeschichtungen (PMBC) verwendet. Mineralische Dichtungsschlämmen, die zur Abdichtung gegen Erdreich verwendet werden, sind dagegen relativ neu. PMBC werden nach DIN 18533 (Abdichtung von erdberührten Bauteilen) definiert. Die Norm legt die notwendige Schichtdicke fest, die in Abhängigkeit zur Wassereinwirkungsklasse steht. Wenn die undichte Stelle sicher lokalisiert werden kann, sollte der Bereich der Undichtigkeit bis auf den Untergrund vom vorhandenen Abdichtungssystem befreit werden. 

Anschließend erfolgt der Neuauftrag einer Abdichtung im kompletten System, mit Voranstrich und PMBC. Eine Gewebeeinlage kommt nur zum Einsatz, wenn es die Wassereinwirkungsklasse verlangt.

Feuchte Wand: Vorsicht bei nicht lokalisierbaren Schäden

Kann die undichte Stelle nicht sicher lokalisiert werden, wird eine komplette Neuabdichtung notwendig. Die defekte, noch vorhandene Abdichtung ist davor möglichst restlos zu entfernen. Danach erfolgt der Auftrag einer neuen Abdichtungslage entsprechend der Wassereinwirkungsklasse. Die Ausführung und die Ausbildung von Details sind in der DIN 18533 ausführlich beschrieben. So kann die Sanierung eines Kellers von innen oder von außen sowie in Kombination sicher ausgeführt werden.

Praxis Handbuch Wasserschäden

Das praxisorientierte Fachbuch liefert einen umfassenden Überblick über die Wasserschadenbeseitigung und Bautrocknung. Beleuchtet werden neben grundlegendem Basiswissen zu Baustoffen und Bauphysik die wichtigsten Bautrocknungsgeräte und Verfahren der Trocknungstechnik sowie deren Anwendungsbereiche. Abgerundet wird das Ganze durch ein Kapitel zur Erfolgsprüfung und Dokumentation. So dient das Fachbuch als optimales Hilfsmittel für Bautrockner, Sanierer, Sachverständige und Planer am Bau – damit Sie Wasserschäden effizient beseitigen und vorbeugen können!

Autor:
Benjamin Stöhr
Produktmanager Grüne Linie/ Baustoffe  
MAPEI, Großostheim

zuletzt editiert am 25. Februar 2025