Mit welchem System gleichen Sie den Fußboden optimal aus? Lesen Sie hier, welche Unterschiede es zwischen Estrich, Trockenestrich & Co. gibt.
Beim Sanieren und Renovieren von Bestandsgebäuden müssen oft unterschiedliche Fußboden-Untergründe für die Aufnahme von Oberbelägen vorbereitet werden. Sie sind in der Regel unterschiedlich hoch oder nicht eben genug, um eine einwandfreie Verlegung des neuen Belags zu gewährleisten. Je nach Eigenschaften des Bodens und seinen künftigen Anforderungen kommt hierfür eine Reihe von Ausgleichsvarianten in Betracht – von der Bodenausgleichsmasse bis zu trockenen Systemen. So eignen sich Estriche nach DIN EN 13813 und DIN 18560, um größere Unebenheiten auszugleichen und den geforderten Schall- und Wärmeschutz zu erreichen. Ihr Einbau erfordert aber eine höhere Schichtdicke, für die die Voraussetzungen häufig nicht gegeben sind.
In der Regel werden Estriche auf Basis von Zement oder Calciumsulfat eingebaut. Erstere sind feuchteunempfindlicher. Letztere weisen eine geringe Verformungsneigung und hohe Wärmeleitfähigkeit auf, was sie für Fußbodenheizungen prädestiniert. Allerdings benötigen diese Standardestriche relativ große Aufbauhöhen und sind in der Regel frühestens nach 20 bis 30 Tagen belegreif.
Fußboden ausgleichen: Fließestriche sind eine schnelle Alternative
In der Sanierung kommen daher häufiger schnelltrocknende, fließfähige Estriche und Dünnestriche auf Calciumsulfat- oder Zement-Basis mit höherer Biegezugfestigkeit zum Einsatz. Soll beim Fußboden ausgleichen zusätzlich eine Fußbodenheizung eingebaut werden, empfiehlt sich ein Dünnestrich auf Basis von Calciumsulfat. Die Dünnestriche werden als Trockenmörtel außerhalb der Baustelle mit Wasser gemischt und mit einer Pumpe zum Einbauort gefördert. So reduzieren sich die Einbauzeit und die Staubentwicklung während des Einbaus, der ebenso wie das Glätten im Stehen erfolgt.
In der Produktgruppe der zementhaltigen Dünnestriche werden schnell trocknende Produkte angeboten, die ihre Belegreife bereits nach einem Tag mit Fliesen, nach drei Tagen mit elastischen und textilen Belägen sowie nach sieben Tagen mit Parkett oder Laminat erreichen. Die selbsttrocknenden Estriche brauchen das zugegebene Wasser im Abbindeprozess überwiegend vollständig auf und trocknen somit unabhängig von den Randbedingungen und der Schichtdicke.
Boden nivellieren: Schwimmende Dünnestriche bieten Lösung bei schlechtem Haftverbund
Alte Böden ermöglichen häufig keinen sicheren Haftverbund. Sie sind jedoch oft so stabil, dass die Basiskonstruktion erhalten bleiben kann. Eine effiziente Form der Sanierung ist in diesen Fällen ein Dünnestrich auf Trennlage, der in einer Mindestschichtdicke von 20 Millimetern aufgebracht wird. Beim Einbau einer zusätzlichen Dämmung sollte die Schichtdicke mindestens 25 Millimeter betragen. In der Mindestschichtdicke ist Dünnestrich auf Trennlage unabhängig vom Untergrund für Verkehrslasten im Wohnungsbau (< 2 kN/ m² Flächenlast und < 1 kN Einzellast) geeignet.
Allerdings sind Dünnestriche nicht in der DIN 18560 geregelt. Der Einsatz einer solchen Lösung sollte daher gemeinsam mit dem Produkthersteller geplant und mit dem Bauherrn nach ausführlicher Beratung schriftlich vereinbart werden (Sonderkonstruktion außerhalb der DIN 18560).
Mit Bodenausgleichsmassen unebene Böden nivellieren
Um kleinere Unebenheiten im Altuntergrund zu nivellieren, kommen zement- oder calciumsulfatgebundene Bodenausgleichsmassen zum Einsatz. Sie bieten sich ebenfalls an, um einen tragfähigen homogenen Estrich- oder Beton-Untergrund für einen neuen Oberbelag vorzubereiten.
Moderne Ausgleichsmassen sind emissionsarm, schnell belegbar, faserverstärkt und hoch flexibel. Sie lassen sich in unterschiedlichen Schichtdicken einbauen und bis auf Dicken von bis zu zwei Millimetern dünn ausziehen. Das Material ist pumpbar und fließfähig, sodass es im Stehen eingebracht und anschließend nivelliert werden kann. Bei einem Bodenbelag aus PVC oder Linoleum kann eine zusätzliche Spachtelung auf der Ausgleichsmasse erforderlich werden. Häufig soll der Komfort durch eine Fußbodenheizung erhöht werden. Durch die vorgegebenen Raumhöhen kommen
hierfür in Bestandsgebäuden oft nur dünnschichtige Fußbodenheizsysteme infrage. Diese werden in der Regel mit einer Bodenausgleichsmasse auf Calciumsulfat-Basis übergossen. Die Überdeckung, also der Abstand vom Heizrohr bis zur Oberkante der Ausgleichsmasse, sollte fünf Millimeter nicht unterschreiten. Abhängig vom eingesetzten System kann sie auch mehr betragen.
Fußboden ausgleichen: Spachtelmassen sind schnell belegreif
Bei einem weitgehend intakten Bodenaufbau genügt meist das Auftragen einer Spachtelmasse. Sie sorgt für eine glatte Fläche und stellt eine gleichmäßige Haft- und Saugfähigkeit her, um den neuen Bodenbelag samt zugehörigem Kleber aufzunehmen. In der Regel sind Spachtelmassen nach
24 Stunden belegreif. Moderne Fließspachtelmassen senken die Trocknungszeit weiter, teilweise sogar bis auf eine Stunde. Sie verlaufen weitgehend selbstständig und werden nach dem
Auftragen mit einem Rakel oder einer Glättkelle abgezogen. Außerdem trägt das Material kaum auf und lässt sich sehr dünn aufbringen. Das kann im Rahmen einer Sanierung von entscheidender Bedeutung sein, wenn nur wenig Ausgleichsfläche zur Verfügung steht und beispielsweise Türen nicht angepasst werden sollen.
Fließspachtelmassen können auf allen Flächen angewendet werden, die kein Gefälle aufweisen. Ihr Einsatz in Nassräumen mit bodengleichen Duschen oder bei Rampen scheidet daher aus. Hier sind standfestere Spachtelmassen zu bevorzugen. Darüber hinaus sind vor allem Spachtelmassen auf Basis von Calciumsulfat generell feuchteempfindlicher. Sie zeichnen sich aber durch eine geringe Schwind- und Schrumpfungsneigung bei der Erhärtung aus.
Mit Maschinentechnik Zeit gewinnen
Maschinentechnik kann die Bauzeit auch beim Boden nivellieren verkürzen. Sogenannte „Pump Trucks“ ermöglichen beispielsweise bei 15 Tonnen Nutzlast eine Flächenleistung von bis zu 1.500 Quadratmetern pro Stunde. Da die Einbauleistung flexibel regelbar ist, lassen sich Wohnungsrenovierungen in Innenstadtlagen ebenso wie große Industriehallen innerhalb eines Tages mit einem neuen Boden ausstatten. Ein moderner Silo-Lkw ist mit leistungsstarker Misch- und Pumptechnik sowie eigener Wasser- und Stromversorgung ausgerüstet. Genehmigungen für das Aufstellen von Silos entfallen, auch Verkehrswege werden nur kurzfristig blockiert. Für kleinere und mittlere Bauvorhaben gibt es kleinere Maschinenlösungen. Sie bestehen aus einer Misch- und Fördereinheit sowie einer Mehrwertbox, die beispielsweise 800 Kilogramm Fließspachtelmasse enthält. Das Material wird mit einer Schlauchleitung an den Einsatzort gepumpt. Die anschließenden Arbeiten können von zwei Personen im Stehen ausgeführt werden. Auf diese Weise wird die übliche Einbauleistung nahezu verdoppelt.
Weitere Informationen
Hier finden Sie das Merkblatt TKB-9 des Industrieverbands Klebstoffe (IVK) „Technische Beschreibung und Verarbeitung von Bodenspachtelmassen“ als PDF.
Autor
Maurice Bonfrere
Produktmanager Bodensysteme
Saint-Gobain Weber GmbH
Düsseldorf