Biegetechnik Gipskartonplatten

Platten 6. May 2020 Gipskarton biegen: So kriegen Sie die Kurve

Jeder Hersteller von gipsgebunden Ausbauplatten hat spezielle Biegevarianten im Programm. Obwohl die Platten selbst technisch so ausgestattet sind, das sie mit ihrer geringeren Dicke von 6 mm und einer Faser- oder Vliesarmierung die durch die Biegung auftretenden Zugkräfte rissfrei aufnehmen können, sind bei der Verarbeitung und Montage einige wichtige Punkte zu beachten. Wir fassen die wichtigsten Aspekte zum Thema „Gipskarton biegen“ am Beispiel der Rigips GK Form zusammen.

Gipskartonplatten biegen: Biegeradien

Der jeweilige maximale Biegeradius ist abhängig von der Plattendicke. Die üblichen 12,5 mm Gipskartonplatten sind alle bis zu einem Radius von 2.750 mm ohne weiteres trocken biegbar.
Bis 1.000 mm lassen sich die 12,5er Gipskartonplatten nass biegen – direkt über der Unterkonstruktion. Sie lassen sich dabei gleich verschrauben.Die dünneren Varianten von 6 mm Stärke sind bis 1.000 mm noch trocken biegbar.
Bis 600 mm können nur die 6er oder 6,5er Platten ebenfalls direkt über die Unterkonstruktion gebogen werden, dabei sollten die Platten aber den gesamten Teilkreis ohne Querstöße umspannen. Bei der Montage darf der Schraubenabstand an der Querkante 100 mm nicht überschreiten.

Gipskartonplatten biegen – die richtige Plattenlänge

Die nötigen Plattenlängen für die fugenlose Kurve einer biegbaren Gipskartonplatte lassen sich ganz einfach berechnen, wenn Sie den Biegewinkel kennen:

Winkelgröße a Formel
90° r • π/2
180° r • π
bis 180° a · r · π/180

Beim nassen Biegen eines Gipskartons können die Mindestradien grundsätzlich geringer sein. 
Bis 400 mm ist der Wässerungsvorgang (per Quast) im Abstand von 5 Minuten dreimal zu wiederholen. Dabei die Platte nur auf einer Seite anfeuchten, dann über eine Schablone mit dem gewünschten Radius biegen, fixieren und trocknen lassen. Dünne Biegeplatten wie die Rigips GK-Form behalten nach dem Trocknen die Form und können an der Unterkonstruktion montiert werden. 
Bis 300 mm wässern Sie die Platte im Abstand von 5 Minuten insgesamt viermal. Beim Vorbiegen verwenden Sie eine Schablone mit einem Radius von 400 mm, der Rest wird dann bei der Montage gebogen.

Die blau gekennzeichneten Platten sind auch in 6 mm Stärke nur nass biegbar.

Gipskartonplatten feucht biegen – so geht‘s:

Angefeuchtet werden muss immer die gestauchte Plattenseite, das heißt, bei innerer (konkaver) Krümmung muss die Ansichtsseite der Platte angefeuchtet werden. Bei äußerer (konvexer) Krümmung muss die Rückseite der Platte angefeuchtet werden.
Auf die Perforation des Kartons kann im Falle einer nassen Biegung verzichtet werden.

Ständerabstand

Der Ständerabstand ist beim Gipskarton-Biegen abhängig vom Biegeradius. Je kleiner der ist, desto größer ist die Spannung in der Platte und desto kleiner darf der Ständerabstand sein. Das sind die Orientierungswerte:

Biegeradien max. Ständerabstand

3.000 – 1.200 mm

300 mm

1.200 – 900 mm

250 mm

900 – 300 mm

200 mm

Wie Sie noch engere Radien biegen, lesen Sie hier.

Günstig ist es, die CW-Ständerprofile mit der offenen Seite in Montagerichtung zu stellen, damit die Verschraubung der Platten an der Stegseite des Profils beginnt.

Beplankung

Um die Platten nach dem Biegen des Gips’ möglichst spannungsarm zu montieren, sollten Sie die Verschraubung fortlaufend mit der Rundung vornehmen. Bei einlagiger Beplankung liegt der maximale Schraubenabstand bei 20 cm, bei zweilagiger Ausführung kann die untere Lage auch im Abstand von bis zu 55 cm geschraubt sein. Bei der Beplankung der zweiten Wandseite versetzen Sie die Plattenstöße um mindestens zwei Ständer, die Horizontalfugen sollten mindestens 40 cm zueinander versetzt sein.

Autor:

Ulrich Wolf
Redaktion ausbaupraxis.de

Alle Bilder im Beitrag: Rigips

6. Mai 2020

zuletzt editiert am 20.06.2022