Wassertropfen auf einer Holzplatte
Können Holzplatten wirklich wasserfest sein? Wir klären auf. (Quelle: iStockphoto)

Holzwerkstoffe 19. January 2022 Holz: Wie wasserfest ist wasserfest?

Holz und Holzwerkstoffplatten spielen im Bau- und Ausbau seit jeher eine große Rolle, vor allem aufgrund ihres günstigen Preises und der guten Ver- und Bearbeitbarkeit. Immer wieder taucht dabei die Frage nach der „Wasserfestigkeit“ oder Feuchteresistenz der Holzplatten auf, vor allem, wenn die Platten im Badezimmer oder Außenbereich eingesetzt werden sollen.

Wasserfeste Holzplatten: Diese Unterscheidung ist wichtig

Zunächst muss man konstatieren: Es gibt kein dauerhaft wasserfestes Holz, somit auch keine dauerhaft wasserfesten Holzplatten. Holz als hygroskopischer Werkstoff wird immer Wasser und Feuchte aufnehmen, erreicht diese Auffeuchtung Werte, die über dem Fasersättigungspunkt liegen, quillt Holz auf oder es beginnen früher oder später holzzerstörende Pilze ihr Werk. Was an Holzplatten allerdings wasserfest sein kann, ist die Verleimung bzw. das Bindemittel. Eine solche Verleimung sorgt letztlich aber nur dafür, dass etwa die Schichten einer Sperrholzplatte sich nicht voneinander lösen. Der Leim/das Bindemittel „umhüllt“ die enthaltenen Holzbestandteile, sodass diese zumindest eine kurze Zeit lang gegen eindringendes Wasser geschützt sind, aber keineswegs auf Dauer. Die neuralgischen Punkte bei allen Plattentypen sind besonders die Kanten, die aufgrund ihrer hohen Porosität und der gröberen Struktur dem Wasser einen Weg ins Innere bahnen.

Der Grad der Wasserresistenz der Verleimung hängt logischerweise vom Leim/Bindemittel selbst ab. Bei den kunstharzgebundenen Holzwerkstoffen kommen verschiedene Formaldehydharze wie Melamin- und Phenolharze oder PMDI („Polymeres Diphenylmethandiisocyanat“) zum Einsatz. Als wasserfest verleimt und damit im Feuchtbereich einsetzbar gelten Spanplatten der Klassifizierung P3, P5 und P7 und OSB-Platten der Klasse OSB 3 und OSB 4. Bei den mineralisch gebundenen Holzwerkstoffplatten spielen nur die Holzwolleleichtbauplatten (Heraklith, „Sauerkrautplatten“; Bindemittel: Zement) als Dämmung und die zementgebundenen Spanplatten eine nennenswerte Rolle im Ausbau.

Verleimungsarten

Verleimung Bereiche Klebstoffe

IF20

Innenbereich, Trockenräume

gestreckte Harnstoff-Formaldehyd-Klebstoffe

IF67

Innenbereich, Feuchträume wie Bad, Dusche, Küche

Harnstoff-Formaldehyd-Klebstoffe oder Melamin-Formaldehyd-Klebstoffe

A100

Außenbereich, jedoch wettergeschützt

modifizierte Harnstoff-Formaldehyd-Klebstoffe oder Melamin-Formaldehyd-Klebstoffe

AW100

Außenbereich, dem Wetter ausgesetzt

Phenol-Formaldehyd-Klebstoffe oder Resorcin-Formaldehyd-Klebstoffe

So werden Holzplatten wasserfest

Holzplatten können durch verschiedene Arten von Beschichtungen und Bekleidungen ebenfalls wasserfest gemacht werden. Wird in der Altbausanierung beispielsweise auf einem Trockenestrich aus OSB- oder Spanplatten oder auf Holzdielen und -parkett ein dünnschichtiger Nivellierspachtel aufgebracht, so sind die Platten vorab mit einem Kunstharzlack gegen das Wasser aus der Spachtelmasse zu schützen. Im häuslichen Bad wird das OSB-beplankte Ständerwerk durch eine zweite Lage mit Gipskarton- oder Gipsfaserplatte inklusive einer Abdichtungsbahn oder einer flüssigen Abdichtung vor der Feuchte isoliert.

Eine Sonderstellung unter den Platten nehmen die Siebdruck- oder auch Karosseriebauplatten ein. Die sind per se beidseitig mit einer Phenolharzschicht belegt, die sie witterungsbeständig macht.

Sollen Holzwerkstoffplatten für den Innenbereich abgedichtet werden, so kann das mit einem vollflächigen Anstrich etwa mit Epoxidharz oder Holzsiegel geschehen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei immer die Kanten. Hier ist unter Umständen auch der Einsatz von Kunststoffumleimern oder lackierten Massivholzumleimern angesagt.

Holzwerkstoffplatten sind in DIN EN 13986 beschrieben und klassifiziert. Im Außenbereich sind nur Holzwerkstoffe der NKL 3 zugelassen. Für OSB-Platten sind in dieser Norm keine Leistungsanforderungen für die Eignung und Anwendung im Außenbereich der Nutzungsklasse 3 vorgesehen. Bewitterte OSB-Platten im Außenbereich halten zumindest ein paar Tage der Feuchte stand, sofern es sich um OSB-3- oder OSB-4-Platten handelt. Spätestens dann aber müssen Sie abgedeckt werden, entweder durch Bitumenbahnen und/oder einer Folie. Eine echte wetterfeste Holzplatte gibt es also nicht.

Nutzungsklassen (NKL)

Gemäß der EN 300 gibt es vier OSB-Klassen, eingeteilt in drei Nutzungsklassen (NKL):

  • OSB 1 für allgemeine Zwecke – wie für Inneneinrichtungen und Möbelbau im Trockenbereich, entsprechend der Nutzungsklasse 1.
  • OSB 2 für tragende, aussteifende Zwecke im Trockenbereich, entsprechend der Nutzungsklasse 1.
  • OSB 3 für tragende, aussteifende Zwecke im Feuchtbereich, entsprechend der Nutzungsklasse 2.
  • OSB 4 sind hoch belastbare Platten für tragende und aussteifende Zwecke im Feuchtbereich, entsprechend der Nutzungsklasse 2.

Die dazugehörigen Nutzungsklassen:

  • NKL 1 Trockenbereich = Materialfeuchte bei 20 °C und relative Luftfeuchte der Umgebungsluft, die nur für einige Wochen im Jahr einen Wert von 65 Prozent übersteigt. Etwa bei allseitig geschlossenen und beheizten Bauwerken.
  • NKL 2 Feuchtbereich = Materialfeuchte bei 20 °C und relative Luftfeuchte der umgebenden Luft, die nur für einige Wochen im Jahr einen Wert von 85 Prozent übersteigt.
  • NKL 3 Außenbereich = Materialfeuchte bei Klimaverhältnissen, die zu einer höheren Luftfeuchte als NKL 2 führen. Das gilt für Konstruktionen, die der Witterung ausgesetzt sind.

Hölzer aus dem Labor machen Tropenhölzern Konkurrenz

Tropenhölzer kommen häufig für den Außenbereich zum Einsatz- Seit einigen Jahren gibt es spezielle Verfahren, mit denen heimische Hölzer wasserresistenter gemacht werden können. Ein Beispiel ist Kebony. Der Hersteller verwendet ein patentiertes Verfahren, mit dem die Zellstruktur des Holzes so verändert wird, dass es härter und resistenter gegen Umwelteinflüsse wird. Für alle Ewigkeit wasserfest sind aber auch diese Holzplatten nicht.

Autor
Ulrich Wolf
Redaktion ausbaupraxis.de

Keyvisual und Teaserbild: iStock

zuletzt editiert am 30.11.2022