Ob mit Kellerfenster mit Belüftung oder eigenständiger Kellerlüftung, die Feuchtigkeit muss raus. Diese Möglichkeiten es gibt, Keller zu belüften.
Frische Luft ist nicht nur eine angenehme Sache, weil Sauerstoff in die Räume kommt und Gerüche sowie Schadstoffe entweichen können, sondern dient in modernen Gebäuden vor allem dem Abtransport von Feuchtigkeit. Früher ging das teilweise automatisch, weil es in alten Gebäuden fast immer Fugen und andere undichte Stellen gab, durch die feuchte Raumluft nach draußen gelangen konnte. In einem fachgerecht sanierten Keller geht das aufgrund fehlender Ritzen nicht mehr, zudem sind dort die Kellerfenster mit Belüftung gewöhnlich kleiner und niedriger als in den oberen Etagen, sodass weniger Windeffekte beim manuellen Lüften zu erwarten sind. Im erdberührten Bereich reichert sich auch oft mehr Feuchtigkeit in den Bauteilen an, und die Schimmelgefahr steigt. Dienen solche Räume nicht nur als Abstellkammer, brauchen sie deshalb meist eine zusätzliche Kellerbelüftung. Bei heiklen Nutzungen, zum Beispiel als Archiv für empfindliche Objekte sollte man unbedingt einen Fachplaner hinzuziehen. Für weniger anspruchsvolle Nutzungen finden sich technische Lösungen, die ohne großen Aufwand bei der Belüftung von Kellerräumen zum Einsatz kommen.
Den Wind für sich arbeiten lassen ‒ freie, passive Kellerbelüftung
Geld in der Anschaffung und im Betrieb spart eine passive, freie Lüftung, da diese recht einfach Druckdifferenzen durch Wind oder thermischen Auftrieb nutzt. Für die Querlüftung über Wind braucht man Frischluftdurchlässe, auch Außenluftdurchlässe (ALD) genannt, die in der Außenwand angebracht werden ‒ natürlich über dem Erdreich ‒ und Belüftungsgitter in den Türen oder Wänden innerhalb des Kellers. Zusätzlich oder alternativ lässt sich Luft gut über einen Schacht nach oben ins Freie abführen – so lässt sich die Saugwirkung windumströmter Schächte zur Kellerbelüftung einsetzen. Dazu kann, wenn es keinen Lüftungsschacht gibt, auch ein Kamin dienen, der nicht mehr in Gebrauch ist. Ebenfalls sind offene Treppenhäuser dafür geeignet. Während diese Kellerbelüftungen ohne Fenster selbst geräuschlos sind, sollte man daran denken, dass aus der Umgebung mehr Geräusche eindringen können, wenn man Außenluftdurchlässe zur Belüftung von Kellerräumen einsetzt. Ein weiterer Punkt, der zu beachten wäre, ist die Witterungsabhängigkeit der freien Lüftung: Wer den Wind für sich arbeiten lässt, braucht auch Wind, damit etwas passiert.
Norm...
E DIN 1946-6 Bbl. 5 (4), ein neuer Entwurf zum Beiblatt der DIN 1946-6, also der Planungsnorm für Lüftungsanlagen im Keller, beschreibt verschiedene Lüftungsweisen wie Schachtlüftung oder Querlüftung mit oder ohne sensorgesteuerte ALD oder auch ventilatorgestützte Systeme. Nach der Norm muss bei Neubauten und nachträglichen Änderungen wie dem Einbau dichterer Fenster der Luftaustausch unabhängig vom Nutzer funktionieren: Die Kellerbelüftung soll automatisch erfolgen, also nicht über manuelles Öffnen der Fenster. In der Praxis ist es aber natürlich so, dass neben verbessertem Wärmeschutz und technischer Lüftung auch der Nutzer durch sein Verhalten viel dazu beitragen kann, im Keller Feuchtigkeit zu vermeiden
... und Nutzer
Der Bewohner kann die Feuchtelast minimieren, indem er zum Beispiel keinen botanischen Garten in der Souterrainwohnung anlegt, sondern sich auf wenige Zimmerpflanzen beschränkt, stoßweise manuell lüftet, genügend heizt und keine großen Schränke dicht an die Außenwände stellt. Es kann also hilfreich sein, diese Aspekte anzusprechen, wenn man über die spätere Nutzung der Räume redet. Dabei sollte man auch erwähnen, dass richtiges Lüften nicht einfach häufiges Lüften ist. Mit steigenden Außentemperaturen im Sommer steigt teilweise auch der Feuchtegehalt der Umgebungsluft. Wenn man sich keinen Dampf in den Keller holen will, kann man die Entscheidung über den günstigsten Zeitpunkt zum Lüften Sensoren überlassen. Bei härteren bzw. feuchteren Fällen der Nutzung ist eventuell sogar ein Entfeuchtungsgerät für den Sommer anzuraten.
Einzelgeräte zur Kellerbelüftung
Selbst im Rahmen einer Komplettsanierung ist es aus Gründen der Raumhöhe oder der Kosten oft nicht möglich, im Keller Zu- oder Abluftkanäle unter der Decke zu verlegen, auch findet sich nicht immer ein geeigneter Schacht für eine Belüftung nach oben oder die Voraussetzung für eine ausreichende Querlüftung. Dann schaffen Einzelraum-Lüftungsgeräte Abhilfe. Für eine solche dezentrale Lösung braucht es nur zwei Kernbohrungen für Zu- und Abluftöffnung und einen Stromanschluss. Für Räume wie Küche oder Bad können allerdings zwei Geräte oder ein spezielles Einzelgerät notwendig sein. Sinnvoll ist, eine Stelle zu wählen, die möglichst freie Luftzufuhr an der Außenseite der Wand sichert, damit sich Zu- und Abluft nicht zu sehr vermischen.
Vor- und Nachteile dezentraler Lüftungsgeräte zur Kellerbelüftung
Vorteil dieser Lüftung ist neben den relativ geringen Kosten und dem einfachen Einbau, dass der Nutzer für jeden Raum separat die Leistung einstellen kann und dass es sie auch mit eingebautem Wärmetauscher gibt. Der holt einen Teil der Wärmeenergie aus der Abluft zurück – und dadurch erwärmte Frischluft in den Keller. Beim Kauf sollte man also neben einer ausreichenden Leistung für die entsprechenden Raumgrößen auch auf einen hohen Rückgewinnungswert für Wärme achten. Außerdem empfiehlt es sich, ein Komplettgerät mit integrierter Elektronik zu nehmen, das nicht noch an eine separate Regeleinheit angeschlossen werden muss. Bei allen Vorteilen dieser Geräte muss man sich darüber im Klaren sein, dass sie Strom verbrauchen und nicht geräuschlos laufen.
Als Nichtspezialist empfiehlt es sich, einen Energieplaner den möglichen Luftaustausch ausrechnen zu lassen, den eine Lüftungsanlage im Keller bietet. Wer sich selbst für die energetische Sanierung von Wohngebäuden weiterbilden möchte, kann zum Beispiel beim Öko-Zentrum NRW einen Fernlehrgang belegen und findet dort auch Beratungsangeboten zur Energieeffizienz.
Autorin:
Dagny Moormann
Redaktion AUSBAUPRAXIS
Keyvisual und Teaserbild: Pluggit
6. Mai 2020