Bei der Frage, ob Laminat auf altem Teppichboden verlegt werden kann, scheiden sich die Geister. Manch konkreter Fall spricht eher dafür, mancher dagegen. Es gilt im Einzelfall abzuwägen; verbleibende Unsicherheiten lassen aber ein allgemeingültiges Vorgehen nicht zu. Die grundsätzliche Empfehlung lautet daher: nein.
Beim Verlegen von Laminat stehen auch 2022 authentische Designs hoch im Kurs. Laut EPLF, dem Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller, werden die besten Ideen weiterhin der Natur abgeschaut: Warme Farben und edles Holzdesign bestimmen den Trend. Auch natürliches Beige und sandige Nuancen sind gefragt, ebenso wie helle Grautöne. Allgemein geht die Raumgestaltung in Richtung eines skandinavischen sowie Japandi-Stils, wobei Funktionalität vereint mit rustikalem Minimalismus ein gemütliches, naturnahes Zuhause schaffen sollen.
Teppich als Dämmung: Ein verlockendes Szenario
Für das Verlegen solcher Laminatvarianten stehen dem Anwender zwei Methoden zur Verfügung: die klassische Verklebung, die dem Fußboden vollflächig Halt bietet, sowie Klicksysteme, die ohne Klebstoff auskommen und schwimmend verlegt werden. Als Unterlage dient in der Regel eine Trittschalldämmung, mit der die Emission von Gehschall gemindert werden soll. Daher liegt beim Verlegen eines neuen Laminats der Gedanke nahe, den bisherigen Teppich gleich als Dämmung einzusetzen und auch noch Geld zu sparen. Schließlich werden Teppichböden meist verklebt, sodass ihr Entfernen häufig mit hohem Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden ist. Geht man jedoch davon aus, dass eine lange Nutzungsdauer des neuen Belages und eine bleibende Qualität angestrebt wird, ist die Zweitnutzung eines Teppichs mit manch Risiko oder Einschränkung verbunden.
Verklebung scheidet aus
Zunächst einmal betrifft dies die Verlegemethode: Weil auf Teppich nicht verklebt werden kann, kommt allein die schwimmende Verlegung infrage – und damit der Einsatz von Klicksystemen. Dies hat allerdings schon die nächste Einschränkung zur Folge: Klicksysteme benötigen eine hohe Formstabilität senkrecht zur Fläche. Daher sind sie nur einsetzbar, wenn ein Teppichboden mit dünner, relativ harter Nutzschicht und gleichmäßiger Abnutzung ausliegt. Andernfalls federt der Bodenbelag bei jedem Schritt nach, sodass die Klickverbindungen, die in ihrem Lastaufnahmevermögen dafür nicht ausgelegt sind, beschädigt werden können. Das Manko: Erfüllt der Teppich vielleicht noch die Voraussetzung der Ebenheit, bietet er nicht zwingend die nötige Formstabilität. So kann er beim Beschreiten nachgeben – was seinem ursprünglichen Nutzungsprofil entspricht, sich bei der angestrebten Zweitnutzung nun aber als kontraproduktiv erweist.
Muffiger Nährboden: Schimmel, Gerüche & Co.

Wird Laminat trotz solcher Bedenken auf einem textilen Belag verlegt, können mit der Zeit noch andere Probleme auftreten. So kann über die Fugen eingetragener Staub dazu führen, dass sich im Teppich zunehmend Hausstaubmilben ansiedeln. Fördern kann ein beibehaltener textiler Belag auch das Schimmelwachstum unter dem Laminat. Ist es schon zu Fugen gekommen, nimmt ein Teppich leichter Feuchtigkeit aus der Luft oder bei der Pflege auf. Dagegen sperrt das beschichtete Laminat eine Abgabe der Feuchtigkeit über die Fläche. Enthält der Teppich bereits Sporen, kann wenig Feuchtigkeit für eine flächige Ausbreitung des Schimmels ausreichen. Damit nicht genug: Wer Laminat auf Teppich verlegen möchte, muss zudem mit Gerüchen rechnen. Das kann daher rühren, dass der Teppichboden vor der Verlegung nicht gründlich gesäubert wurde. Möglich ist aber auch, dass durch die Fugen, die sich mit dem Nachfedern des Teppichs gebildet haben, Schmutz eingedrungen ist. Zusammen mit Feuchtigkeit wird der Teppich so zum Nährboden für Mikroorganismen und zur Quelle für unangenehme Gerüche.
So ist’s richtig: Dampfsperre, Trittschalldämmung, Laminat

Die Idee, Laminat auf einem Teppichboden auszulegen – vor allem, wenn dieser niederflorig und sauber ist –, hat erst einmal Charme. Zu empfehlen ist sie letztlich nicht, weil ein Arbeiten des Laminats nicht ausgeschlossen und eine Pflege des Teppichbodens nicht sichergestellt werden kann. Physikalisch bedingt ist nicht nur mit einer Schädigung des Klicksystems zu rechnen, weil unter dem Laminat weder eine Reinigung noch Trocknung erfolgen kann, wird der Teppich auch zum Geruchs- und Gesundheitsrisiko.
Ein alter Teppichboden sollte daher stets entfernt werden – selbst, wenn dies einen größeren Aufwand bedeutet. Er lohnt sich. Zur Ablösung des Teppichs lässt sich ein Teppichstripper einsetzen, mit dem auch der Schaumrücken vom Untergrund sicher abgelöst werden kann. Damit das Laminat lange Freude bereitet, sollten der Untergrund geschliffen und alle Rückstände des Teppichklebers beseitigt werden. Vor dem Verlegen des Laminats ist das Auslegen einer Dampfsperre zu empfehlen, gefolgt von der Trittschalldämmung. Zeit- und Arbeitsersparnis verspricht an dieser Stelle ein kombiniertes System. Im Anschluss werden dann das Laminat verlegt und die Wandleisten montiert.
So wird's gemacht

Hier geht’s zu ausführlichen Hinweisen für schwimmende Verlegung und vollflächige Verklebung samt Erklär-Videos.
Autor:
Michael Hobohm