Fermacell Wabendämmsystem
Das Fermacell-Wabendämmsystem wurde speziell für die schallschutztechnische Ertüchtigung von Holzbalkendecken bei Sanierung und Neubau entwickelt. (Quelle: James Hardie Europe)

Trockenestriche 31. January 2022 Leise treten

Material und Aufbau beeinflussen den Schallschutz

Fußböden sind Mehrkomponentensysteme, deren Gebrauchseigenschaften maßgeblich vom Aufbau bestimmt werden. Dies triff insbesondere auch auf das akustische Verhalten zu, das sich aus dem Komplettsystem bis hin zum Unterbau ergibt.

So besteht etwa ein Schallschutzsystem von Fermacell aus 30 mm oder 60 mm hohen Kartonwaben mit integriertem Rieselschutz, die mit einer Schüttung des Herstellers ausgefüllt werden. Das Wabensystem lässt sich mit beliebigen Estrichsystemen kombinieren und vollflächig direkt auf einer mit Brettschichtholz ausgeführten Decke auslegen. Dieses Beispiel zeigt auch, dass bei einer solchen Systemauswahl längst umweltrelevante Eigenschaften eine Rolle spielen. Etwa, welche Materialien mit welchem CO2-Footprint Anwendung finden, wie die Produkte nach ihrer Nutzung zu entsorgen sind, oder ob sie sich gar re- oder upcyceln lassen.

Das für Fußböden relevante akustische Verhalten unterliegt hierbei der DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“. Damit sollen Mindestanforderungen für Neubauten sicherstellen, dass unzumutbare Belästigungen in Wohn- und Arbeitsräumen vermieden werden. Für viele Böden im Neubau ist somit Trittschalldämmung Pflicht. Doch Schall ist nicht gleich Schall: Während Gehschall das in einem Raum entstehende Geräusch meint, beschreibt Trittschall in anderen Räumen wahrgenommene Geräusche, weshalb eine gute Trittschall- und eine gute Gehschalldämmung nicht immer Hand in Hand gehen: So kann zum Beispiel eine Trittschalldämmung aus Holzfasern zwar den Trittschall um 19 dB mindern, den Gehschall aber lediglich um 3 Prozent reduzieren. Einige Trittschalldämmungen aus Schwerschaum wiederum senken den Trittschall um 18 dB und den Gehschall um nahezu ein Drittel. Eine gute Trittschalldämmung kann so auch den Gehschall um bis zu 30 Prozent senken und im Raum selbst für leises Treten sorgen.

Qual der Wahl

Wo eine Trittschalldämmung benötigt wird, ist gleichermaßen vom Unterbau wie dem geplanten Fußbodensystem anhängig. Erforderlich ist sie ganz sicher dort, wo Holz- oder Holzwerkstoffböden wie Parkett, Dielen oder Laminat verlegt wurden, die den Trittschall besonders hartnäckig übertragen. Auch Treppen können dies je nach Konstruktion möglich und erforderlich machen. Bei der Umsetzung der Dämmung hat der Anwender nicht selten die Qual der Wahl, denn zahlreiche Materialien mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften stehen zur Auswahl.

Fast zwingend ist unter Parkett, Laminat und Vinyl zu dämmen, zumal, wenn diese schwimmend verlegt sind. Neben dem Grad der Tritt- und Gehschallabsorption ist die Wahl der Wärmedämmung von essenzieller Bedeutung. Denn während diese einerseits Zusatznutzen darstellen kann, darf andererseits der Wärmedurchlasswiderstand eines Fußbodensystems bei verbauter Fußbodenheizung nicht höher als 0,15 m²K/W sein.

Gängiges und Allzugängiges

Als gängigste trittschalldämmende Materialien für Fußbodenaufbauten gelten wohl Kork, Holzfasern und Kunststoff. Davon lassen sich zum Beispiel Schwerschäume unter nahezu allen Fußböden verlegen, wobei harte Ausführungen wie Laminat dickere Trittschalldämmungen bedingen, bei Vinylböden aber dünnere ausreichen. Gleichzeitig sind Schwer- oder Leichtschäume, die mit integrierter Dampfbremse aufgebaut sein können, meist für das Verlegen auf Fußbodenheizungen geeignet. Auch Kork ist hinlänglich für seine trittschalldämmende Wirkung bekannt. Dass er zugleich hervorragend Wärme dämmt, verhindert mitunter das Verbauen auf einer Fußbodenheizung. Eine gute Trittschalldämmung bieten zudem Holzfaserplatten, die gleichzeitig feuchtigkeitsregulierend wirken und eine hohe Wärmespeicherfähigkeit aufweisen. Die Eignung bei verbauter Fußbodenheizung ist folglich individuell zu prüfen.

Ganz eigene Merkmale bringt das Wabendämmsystem von Fermacell in den Systemaufbau ein. So erhöht etwa das Granulat mit seiner Rohdichte von circa 1500 kg/m³ deutlich die flächengezogene Masse einer Decke und wirkt durch seine körnige Struktur als biegeweiche Schicht im Fußbodenaufbau. Diese Biegeweichheit, kombiniert mit der hohen flächenbezogenen Masse von circa 45 kg/m² bei 3 cm Wabenschüttung (circa 90 kg/m² bei 6 cm Wabenschüttung), bewirkt letztlich den guten Schallschutz des Systems.

Geschüttet, nicht gerührt

Beim Befüllen können die Waben dann vorsichtig betreten werden. Anschließend wird die Schüttung mit einem Richtscheit bündig abgezogen, sodass ein planebener Untergrund für die Verlegung der nächsten Fußbodenschicht entsteht. Es folgt schließlich der finale Belag. Durch diesen Aufbau wird die Rohdecke beschwert und die Schallübertragung durch die eingebrachte Masse deutlich gemindert. Zugleich verhindern die Waben das nachträgliche „Wandern“ der Schüttung bei dynamischer Belastung und vereinfachen die Verarbeitung der Schüttung. Schlussendlich mindert das Wabendämmsystem, das speziell für die schallschutztechnische Ertüchtigung von Holzbalkendecken bei der Sanierung und dem Neubau entwickelt wurde, per eingebrachter Masse die Schallübertragung deutlich.

Autor:

Michael Hobohm mit Material von fermacell

zuletzt editiert am 31.01.2022