Der Anteil der Wohngebäude in Holzbauweise ist in den letzten Jahren immer weiter angestiegen. Lesen Sie hier, wie Sie Ihre Markise auf Holzuntergrund befestigen.
Laut Statistischem Bundesamt [1] ist der Anteil der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise in den letzten Jahren stetig gestiegen und hat 2017 bereits eine bundesweite Quote von 17,7 % erreicht. Bei insgesamt 119.060 genehmigten Wohngebäuden in Deutschland im Jahr 2017 sind das 21.074 Wohngebäude in Holzbauweise. In Süddeutschland liegt die Quote noch höher, und Baden-Württemberg ist Spitzenreiter mit einem Anteil von 30 %.
Aufgrund der wachsenden Zahl an Neubauten aus Holz stellt sich daher auch immer häufiger der Fall ein, dass nicht Beton oder Mauerwerk, sondern Holzständer, Holzriegel oder Brettsperrholzwände (BSP respektive CLT) als Befestigungsuntergrund hinter dem WDVS anzutreffen sind.
Dazu gab es bislang für die Befestigung kein zugelassenes System, da insbesondere das Kleben in Holz vor allem auf der Baustelle nicht zulassungskonform möglich ist. In der Praxis behilft man sich damit, entweder Blöcke aus dem WDVS herauszuschneiden und den Ausschnitt mit einem Holzklotz aufzufüllen oder Bohrungen vorzunehmen, um dort Distanzhülsen in der Dämmebene einzubringen, die die entstehenden Druckkräfte aus den Anbauteilen in den Untergrund übertragen sollen. Beide Lösungen sind nicht sehr montagefreundlich und bedeuten einen erheblichen Eingriff in das WDVS, insbesondere auch im Hinblick auf die Dichtigkeit der Fassade.
Adapterplatte sorgt für nahezu wärmebrückefreien Halt
Eine einfach zu montierende, funktionierende und zum Schutzrecht angemeldete Lösung für dieses Befestigungsproblem kommt aus dem Hause Fischer. Das Kernstück des Systems ist eine Adapterplatte aus Aluminium, Stahl oder nicht rostendem Stahl, die zwischen dem eigentlichen Anbauteil wie zum Beispiel einer Markisenkonsole und der Putzschicht des WDVS angebracht wird. Diese Adapterplatte dient dazu, die Power-Fast Holzbauschrauben aufzunehmen, die ohne Vorbohren durch Putz und Dämmung in das tragende Holzbauelement (zum Beispiel Ständer, Riegel oder CLT- Wand) eingedreht werden können. Der Hauptvorteil des Systems liegt in der einfachen und minimal-invasiven Montage. Nach dem Einmessen der Adapterplatte wird diese direkt mittels Holzbauschrauben durch das WDVS in die Unterkonstruktion aus Holzständer, Holzriegel oder einer BSP-Wand geschraubt. Zunächst werden die oberen horizontalen Schrauben, dann die unteren horizontalen Schrauben und schließlich die schrägen Schrauben mithilfe einer Einschraubhilfe unter einem Winkel von in der Regel 45° oder 60° zur Wandoberfläche eingedreht.


Danach kann das eigentliche Anschlussbauteil, etwa eine Markisenkonsole, mit mindestens zwei metrischen Schrauben fest mit der Adapterplatte verschraubt werden. Dafür hat die Adapterplatte metrische Innengewinde. Somit sind auch die Senkköpfe der Schrauben zwischen den Ansenkungen in der Adapterplatte und der Rückseite des Anbauteils fest eingespannt; das Anbauteil kann sich also nicht mehr verschieben. Entsprechend können auch Druckkräfte direkt auf die Schrauben übertragen werden, ohne dass Dämmung und Putz beschädigt oder auf Druck beansprucht werden. Abschließend wird das System mit einem Dichtkleber zum Putz hin noch abgedichtet. Die beschriebene Montage inklusive Abdichten dauert so nur wenige Minuten. Bei der Befestigung auf Holzständern oder Holzriegeln ist deren Lage vorab genau auf der Putzoberfläche zu markieren. Dies ist aber auch für jede andere Art der Befestigung erforderlich. Die Mindestständerbreite muss momentan etwa 70 mm betragen. Wichtig ist, dass die Adapterplatte Teil eines Systems von Fischer ist, zu dem auch die erwähnten Holzschrauben und der schon genannte Dichtkleber gehören.
Hinter der Adapterplatte wird noch eine circa 5 mm dicke Gummiplatte angeordnet, die auch auf der Rückseite aufgeklebt werden kann. Sie gewährleistet beim Eindrehen der Schrauben einen gewissen Puffer zum Putz hin, der verhindert, dass dieser bei zu schnellem Einschrauben eingedrückt oder beschädigt wird. Außerdem ist die dazwischenliegende Schicht für das abschließende Abdichten mittels Dichtkleber zum Putz hin wichtig. Sie lässt eine gewisse vertikale Verformung zu, ohne dass die Fuge direkt auf Abscheren beansprucht wird. Andernfalls würde man ein Abreißen der Fuge bei der geringsten Querkraftverformung riskieren. Allerdings ist diese vertikale Verformung aufgrund der Anordnung der Schrauben sehr begrenzt. Die Schrauben werden immer auf Zug beansprucht und ermöglichen somit eine sehr steife und tragfähige Verbindung. Dennoch ermöglicht das System eine gewisse zwangsfreie Verformung auch für geringste Montagetoleranzen.
Jede Schraube hat ihre spezielle Aufgabe
Insbesondere die Montage von Markisen stellt hohe Anforderungen an das System: Es müssen nicht nur Quer- und Zugkräfte übertragen werden, sondern auch ein Kippmoment, das gerade bei ausgefahrener Markise nicht zu unterschätzen ist. Dabei übernehmen die oberen, horizontalen Zugschrauben vorwiegend die Zuglast aus dem Moment und die unteren horizontalen Druckschrauben die Druckkraft aus dem Moment. Die Schrauben, die schräg nach oben eingedreht werden, übernehmen vorwiegend die Zugkraft, die aus der schrägen Schraubenanordnung aus der einwirkenden Querlast (zum Beispiel aus Eigengewicht) resultiert. Die nach unten schräg eingedrehten Schrauben übertragen Querlasten, die beispielsweise aus Unterwind auf die Markise entstehen können. Vor allem für die Befestigung von Markisen sind zwei Schraubenanordnungen empfehlenswert:
Erfolgt die Montage auf Holzriegeln oder BSP-Wänden, kann die Schraubenanordnung in der Breite nahezu beliebig erweitert und somit die Tragfähigkeit des Anschlusses deutlich gesteigert werden. In den Zeichnungen unten sind beispielhaft für eine angenommene mittlere Vertikalkraft (zulässig V) die dazugehörigen Momente (zulässig M) eines Anschlusses mit einer Adapterplatte angegeben.

Bei der Montage der Adapterplatte ist die Reihenfolge der Verschraubungen in der Holzunterkonstruktion genau vorgegeben. Um den Einschraubwinkel der schrägen Schrauben sicherzustellen, gibt es eine Einschraubhilfe. Zeichnung : Fischer
Die Adapterplatte wird über Partnerfirmen hergestellt und vertrieben, die sie auf ihre jeweilige Produktpalette hin abstimmen. So stammen die Platten für Vordächer von der Firma Pitzl Metallbau. Die Adapterplatte ist für sämtliche Belastungen ausgelegt, die durch die verschiedenen Anbauteile wie Satellitenschüsseln, Klimaanlagen oder französische Balkone auftreten können. Das gilt auch für den Anschluss von konstruktiven Bauteilen, beispielsweise für Dachpfetten oder Sparren.
Da Fischer seine Kernkompetenz in den stiftförmigen Befestigungsmitteln (Schrauben und Dübel) sieht, gibt es für Herstellung und Vertrieb der Adapterplatten zwei Partnerfirmen: die Fa. Warema Renkhoff SE vorwiegend bezüglich der Befestigung ihrer Markisen sowie die Fa. Pitzl Metallbau für alle anderen Lösungen, etwa die Befestigung von Vordächern. Pitzl vertreibt das Produkt unter dem Namen ISO-Connect [4]. Alle genannten Lösungen müssen mit den Power-Fast Schrauben mit 8 und 10 mm Durchmesser und Senkkopf meist aus nichtrostendem Stahl A2 geliefert und ausgeführt werden.
Quellen
[1] Holzbau Deutschland Bund deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes: Statistiken 2018 Zimmerer / Holzbau
[2] ETA-11/0027: Europäische Technische Bewertung fischer Power-Fast Schrauben und fischer Holzbauschrauben
[3] Prospekt fischer Adapterplatte für Markisenbefestigungen
[4] Pitzl Metallbau GmbH & Co. KG; www.pitzl-connectors.com
Autor:
Autor
Daniel Heiß
Beratungsingenieur für Befestigungen in der Anwendungstechnik bei der fischer Deutschland Vertriebs GmbH
Keyvisual und Teaserbild:
Fischer