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Schimmel 2. May 2023 Silikatfarbe gegen Schimmel

Zu hohe Luftfeuchtigkeit, nicht ausreichendes Lüften, eine ungünstige bauliche Situation – es gibt einige Faktoren, die die Bildung von Schimmel in Innenräumen begünstigen. Herrschen die richtigen Lebensbedingungen, siedeln sich Schimmelpilze schnell an und breiten sich rasant aus. Glücklicherweise kann man einem Befall mit Silikatfarbe vorbeugen.

Was ist Silikatfarbe?

Silikatfarbe ist eine mineralische Farbe, sie wird nach dem in ihr enthaltenen Bindemittel Wasserglas (Kaliumsilikat) auch Wasserglasfarbe genannt. Silikatfarbe kann vorbeugend gegen Schimmelbefall eingesetzt werden, eignet sich allerdings nicht zur Entfernung von bereits vorhandenem Schimmel. Das eigentliche Problem muss also erst beseitigt werden, bevor mit Silikatfarbe vorbeugend gegen Schimmel gestrichen werden kann.

Silikatfarbe ist frei von Lösungsmitteln, Weichmachern und Konservierungsstoffen und gilt daher als umwelt- und allergikerfreundlich.

Neben reiner Silikatfarbe, die aus zwei Komponenten besteht – Farbpulver und dem Bindemittel Wasserglas – gibt es noch zwei weitere Varianten der Silikatfarben:

  • Dispersionssilikatfarbe: eine einkomponentige Farbe, die wie gewöhnliche Dispersionsfarbe verarbeitungsfertig im Eimer angeboten wird. Sie darf bis zu 5 % organische Bestandteile enthalten. Sie ist für eine Vielzahl an Untergründen geeignet und leichter zu verarbeiten als reine Silikatfarbe, dafür muss man gegebenenfalls Abstriche in der Wirksamkeit machen.
  • Sol-Silikatfarbe: Bestandteile sind Kieselsol und Wasserglas. Auch hier dürfen bis zu 5 % organische Bestandteile enthalten sein. Vorteil ist, dass sie auch auf nicht-mineralischen Untergründen angewendet werden kann.

Wie wirkt Silikatfarbe gegen Schimmel?

Anders als gewöhnliche Dispersionswandfarbe ist Silikatfarbe anorganisch und basisch (alkalisch). Ihr pH-Wert liegt bei 11 oder mehr. Und das mögen Schimmelpilze gar nicht. Denn was Schimmelpilze brauchen, ist organisches Material, das ihnen als Nahrung dient, ein saures Milieu (z.B. von Gipsuntergründen) und Feuchtigkeit. So ist zum Beispiel ein innenliegendes, mit Papiertapete bekleidetes und mit Dispersionsfarbe gestrichenes Bad ohne Lüftungsmöglichkeit für sie ein idealer Ort.

Silikatfarbe liefert also weder organisches Material noch ein Schimmelpilz-freundliches Milieu. Darüber hinaus ist Silikatfarbe diffusionsoffen, d.h. sie nimmt ein Zuviel an Feuchtigkeit aus der Luft auf und gibt diese wieder ab, sobald die Feuchtigkeit in der Raumluft wieder sinkt. So bildet sich kein Kondenswasser auf der Wand. Das ist nicht nur gut für das Raumklima, sondern macht es auch Schimmelsporen schwer, sich anzusiedeln.

Silikatfarbe oder Kalkfarbe gegen Schimmel?

Ähnlich wie Silikatfarbe wirkt auch Kalkfarbe. Sie gehört ebenfalls zu den mineralischen Farben, ist anorganisch, alkalisch und diffusionsoffen. Auch mit Kalkfarbe kann man deshalb einem Schimmelbefall der Wände vorbeugen.

Allerdings ist die Alkalität von Kalkfarben nicht von Dauer. Durch Karbonisierung sinkt der pH-Wert in Anstrichen mit klassischen Kalkfarben relativ schnell wieder. Die Alkalität von Silikatfarben bleibt dagegen bestehen wie eine wissenschaftliche Untersuchung des Mykon-Instituts der Universität Innsbruck bestätigt hat. Geht es also darum, Schimmel vorzubeugen, sind Silikatfarben besser geeignet.

Vor- und Nachteile von Silikatfarbe

Neben den genannten Vorteilen – schimmelpilzhemmend, diffusionsoffen, umwelt- und allergikerfreundlich – bringt Silikatfarbe auch einige Nachteile mit sich:

  • Wegen des hohen pH-Wertes ist die Farbe ätzend. Sie greift Haut und Augen sowie Glas und empfindliche Oberflächen an und erfordert Schutzmaßnahmen bei der Verarbeitung.
  • Sie kann nicht auf allen Untergründen verwendet werden.
  • Die Farbwahl ist im Vergleich zu gewöhnlicher Dispersionsfarbe eingeschränkt.
  • Sie ist vergleichsweise teuer.

Einsatzgebiete von Silikatfarbe

Das in Silikatfarbe enthaltenen Wasserglas (Kaliumsilikat) geht mit den Kalk- und Zementbestandteilen des Untergrundes eine feste Verbindung ein, es verkieselt. Das macht sie lange haltbar und strapazierfähig. Daraus ergibt sich aber auch eine Einschränkung für den Einsatz von Silikatfarbe: Sie kann nur auf mineralischen und nicht wasserlöslichen Untergründen (wie z.B. Gips) aufgebracht werden. Ansonsten kann der Prozess der Verkieselung nicht stattfinden. Geeignete Untergründe sind sand- oder quarzithaltig, z.B. Putz, Beton und Faserzement. Alte Tapetenreste, Anstriche mit Dispersionsfarben oder Gips müssen entfernt werden, bevor mit Silikatfarbe gestrichen werden kann. Wenn nötig kann bei stark saugenden Untergründen vor dem Anstrich eine Grundierung aufgebracht werden.

Verarbeitung von Silikatfarbe

Wegen des hohen pH-Wertes und der ätzenden Wirkung sind Schutzkleidung, Handschuhe und eine Schutzbrille bei der Verarbeitung von Silikatfarbe ein Muss. Außerdem sollten Boden, Möbel und nicht zu streichende Wandflächen (z.B. Fliesen) sorgfältig abgedeckt werden. Reine Silikatfarbe muss nach dem Anrühren schnell verbraucht werden. Sie hält sich maximal 48 Stunden. Gestrichen wird nass in nass, am besten mit einer Malerbürste.

Autorin:
Franziska Zielke
Redaktion ausbaupraxis.de

zuletzt editiert am 03.05.2023