Ein gemütliches Café mit Holzmöbeln, Pflanzen und warmem Licht.
Auch Pflanzen können helfen, die Raumakustik zu verbessern: Sie absorbieren Schall, der dann entsprechend weniger in den Raum reflektiert wird. (Quelle: Chris Liverani auf Unsplash)

Wand & Decke 2025-05-13T12:28:47.603Z Spielerisch die Raumakustik verbessern: Mit Basiswissen kreativ werden

Das Essen ist perfekt, der Service herausragend, die Begleitung liebenswert. Wenn nur die Gespräche am Nachbartisch und das Kleinkind auf der anderen Seite des Lokals nicht wären! Eine schlechte Raumakustik kann den Abend im besten Restaurant vermiesen. Nicht nur für Gastronomien, sondern auch für Unternehmen mit Büro- und Aufenthaltsräumen lohnt es sich, die Raumakustik zu verbessern. Mit etwas Grundlagenwissen ist es möglich, auch mit einfachen „Hacks“, schon viel zu erreichen. Spezielle Akustikelemente sind dafür nicht unbedingt nötig, können aber, bewusst eingesetzt, auch in schwierigeren Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Raumakustik führen.

Was sind die Ziele beim Verbessern der Raumakustik?

Lärmpegel senken: In Räumen, in denen es einfach schnell zu laut wird, steht zunächst eine Senkung des Lärmpegels im Vordergrund, wenn die Raumakustik verbessert werden soll.

Sprachverständlichkeit erhöhen: Wer in Büroräumen die Akustik verbessern möchte, wird sich wahrscheinlich, zumindest dort, wo Besprechungen stattfinden, Gedanken darüber machen, wie Sprache möglichst klar wahrgenommen werden kann.

Bereiche akustisch trennen/abschirmen: Bei der Raumakustik im Büro, aber auch in Gaststätten kann es gewünscht sein, dass auch bei (teilweise) offenen Raumgeometrien nicht jeder und überall alles mithört und einzelne Bereiche akustisch getrennt sind. Wenn in Büros häufiger Videokonferenzen stattfinden, spielt dieses Ziel eine besondere Rolle.

Bestimmte Frequenzen beeinflussen: In Konzert- oder Theatersälen sollen häufig bestimmte Frequenzen deutlicher, andere dafür weniger deutlich hörbar sein. Akustikkonzepte für Veranstaltungsstätten bieten Planenden und Trockenbauer:innen besonders spannende Betätigungsfelder.

Schall ausrichten: Auch das kann ein Ziel beim Verbessern der Raumakustik jenseits von virtuosen Akustikkonzepten sein. In einem Konzertsaal ist es logisch, dass der Ton das Publikum möglichst erreicht, aber auf der Bühne zum Beispiel kein Widerhall entsteht. Aber, auch in einem kleinen Lokal ist es klasse, wenn das Gegenüber möglichst viel versteht, der Nachbartisch dafür weniger.

Crashkurs Grundlagen der Akustik

Schall breitet sich wellenförmig aus. Höhere Töne (Frequenzen) werden in kurzen Wellen übertragen, tiefere Töne sind langwelliger. Höhere Frequenzen breiten sich, da sie in kürzeren Wellen „laufen“, über kürzere Strecken aus als tiefere Frequenzen. Außerdem ist das menschliche Gehör empfindlicher gegenüber tieferen Tönen. Anders bei anderen Spezies: Ratten und Mäuse kommunizieren etwa zum Teil in Frequenzbereichen, die für die meisten Menschen nicht hörbar sind.

Schall breitet sich nicht-linear aus. Von der Geräuschquelle aus verteilen sich die Schallwellen in alle Richtungen – solange sie nicht aufgehalten werden. Bewegen sich Schallwellen in der Luft, spricht man von Luftschall. Tritt Schall in feste Materialien ein, breitet er sich als sogenannter Körperschall aus. Die Schallausbreitung in Flüssigkeiten nennt man Flüssigkeitsschall. Diese Begriffe werden dann wichtig, wenn es um die Übertragung von Schall zwischen Bauteilen und Räumen geht, zum Beispiel beim Trittschall.

Grundlagen der Raumakustik

Vereinfacht gesehen breitet sich Schall wellenförmig im Raum aus, prallt auf Hindernisse und wird von dort aus entweder zurückgeworfen (reflektiert) oder von der Oberfläche des Hindernisses geschluckt. Je nach Frequenz und Lautstärke dringen Frequenzen als Körperschall durch Hindernisse wie Wände hindurch, werden dabei aber mehr oder weniger stark abgeschwächt.

Glatte Flächen reflektieren den Schall stärker als raue Oberflächen. Eine Glasscheibe wirft also eine maximale Schallmenge wieder zurück in den Raum, während ein flauschiger Teppich Schall eher „schluckt“. Räume mit vielen glatten Flächen werden also grundsätzlich als eher laut empfunden. Im Gebirge lässt sich dieser Effekt besonders eindrucksvoll nachvollziehen: Wo viele glatte Gesteinsflächen den Schall zurückwerfen und der zurückgeworfene Schall wiederum reflektiert wird, entstehen Echos. Zu Hause, im Büro, im Restaurant und allen anderen Räumen, in denen sich Menschen aufhalten, ist das eher nicht gewünscht. Man spricht dann von Räumen mit einer hohen Nachallzeit.

Der gegenteilige Effekt entsteht, wenn raue Oberflächen sehr viel Schall schlucken (absorbieren). Die Nachhallzeit wird hier entsprechend niedrig. Der Raum wird ruhiger, jedoch werden wichtige Frequenzen unter Umständen so gemindert, dass Sprache in geringerer Lautstärke schlechter verständlich ist, sie wirkt abgehackt.

Harte, glatte Oberflächen können dann Schall (vor allem in tieferen Frequenzbereichen) absorbieren, wenn sie dünn sind, frei schwingen können und einen Hohlraum hinter sich haben.

Tabelle mit Schallabsorptionsgraden verschiedener Materialien bei 125 Hz und 4000 Hz.
Schallabsorption verschiedener Baustoffe in Abhängigkeit von der Frequenz – Auszug. Eine umfangreiche Tabelle zu vielen Baustoffen, Frequenzbereichen und Konstruktionen findet sich im „Trockenbau Atlas“ von Karsten Tichelmann und Jochen Pfau. (Quelle: Trockenbau Atlas, Karsten Tichelmann, Jochen Pfau)

Wer die Raumakustik verbessern möchte, sollte also vor allem schauen, welche Flächen im Raum den Schall reflektieren und welche ihn absorbieren und hier gegebenenfalls nachbessern. „Die Schallabsorptionsfläche eines Raumes ergibt sich als Summe der Einzelflächen multipliziert mit deren jeweiligen Schallabsorptionsgraden“ [1]. Das bedeutet, wie viel Schall im Raum insgesamt geschluckt wird, lässt sich anhand der verschiedenen Oberflächen an Wänden, Decken, Boden und Fensterflächen berechnen.

Raumakustik: Die wichtigsten Grundsätze im Überblick

  • Glatte Flächen reflektieren Schall.
  • Raue Flächen absorbieren Schall.
  • Wie viel Schall in einem Raum reflektiert und wie viel absorbiert wird, lässt sich anhand der einzelnen Flächen berechnen.
  • Welche Frequenzen bei welcher Lautstärke absorbiert werden, hängt vom jeweiligen Material ab.

So lässt sich Schall wirksam absorbieren

In der Regel steht bei einer Verbesserung der Raumakustik das Senken der Lautstärke im Vordergrund, entweder insgesamt oder in einzelnen Bereichen.

Teppiche, Vorhänge, Rollos, Bilder (auf Leinwand), Strukturtapeten, Holzverkleidungen, Pflanzen, sonstige Einrichtungsgegenstände: Bei der Verwendung „haushaltsüblicher“ Materialien und Gegenstände kommt vieles infrage – Hauptsache, es ist rau beziehungsweise strukturiert oder schwingt mit Hohlraum dahinter.

Eine moderne Decke mit integrierten Spots und einem kreativen Wandbild darunter.
Lochplatten mit verschiedenen Mustern bieten Raum für Gestaltung. (Quelle: SAINT-GOBAIN RIGIPS GmbH)
Vertikale Holzpaneele in verschiedenen Farbtönen, die ein modernes und stilvolles Design präsentieren.
Mit variablen Holzlamellen-Wandabsorbern (hier „Rockfon Lamella“) lassen sich spannende Effekte gestalten. (Quelle: Rockfon)

Vor allem in Konferenzbereichen kommen häufig Decken- und Wandabsorber – meist direkt über dem Tisch und an den Wänden zum Einsatz. Beide lassen sich je nach Produkt auch optisch effektvoll einsetzen. Neben vorgefertigten Elementen wie Akustikdeckensegeln kommen etwa Lochplatten mit unterschiedlichen Lochmustern infrage. Selbst zugeschnitten, lassen sich zum Beispiel organische Formen herstellen, farbig überstrichen dezente oder knallige Akzente gestalten. Die angebotenen Wandabsorber reichen von einfachen Filzplatten über Platten, die mit eigenen Motiven bedruckt werden können, bis zu Lamellenlösungen, mit denen sich spannende Strukturen gestalten lassen. Bei größeren Fensterbereichen helfen Rollos, Vorhänge und andere Textilen – auch partiell eingesetzt. Im Handel sind sogar Produkte mit raumakustischen Eigenschaften, zum Beispiel Lamellenvorhänge erhältlich.

Exkurs – Absorbertypen (Aus: Karsten Tichelmann, Jochen Pfau: Trockenbauatlas)

Schallabsorption bedeutet, den Luftmolekülen ihre Schwingungsenergie zu entziehen; diese wird meist in Wärmeenergie umgewandelt. Technisch realisiert wird diese Energieumwandlung mit zwei verschiedenen Absorber-Grundtypen:

  • Resonanz-Absorbern und
  • porösen Schallabsorbern.

Resonanz-Absorber stellen ein Feder-Masse-System dar, das durch die auftreffende Schallwelle zu Schwingungen angeregt wird und in der Nähe der Resonanzfrequenz eine ausgeprägte Schallabsorption besitzt. Resonanz-Absorber lassen sich auf alle Frequenzen abstimmen, werden aber häufig für tiefe Frequenzen eingesetzt, da sie hierfür besser als andere Absorbertypen geeignet sind. Beispiele für Resonanz-Absorber sind

Plattenresonator und Helmholtzresonator:

  • Plattenresonator: Eine dünne, fugenlose, biegeweiche Platte wird in einem gewissen Abstand vor einer Wand oder Decke angeordnet. Die Masse wird durch die mitschwingende Platte oder Membran und die Feder durch die da- hinter liegende Luftschicht dargestellt.
  • Helmholtzresonator: Die schwingende Masse wird hier durch ein Luftvolumen gebildet, das über Löcher oder Schlitze, die als Feder wirken, mit der Außenluft in Verbindung steht. [1]

Raumakustik verbessern in einzelnen Bereichen

Oft geht es nicht nur darum, die Akustik in einem gesamten Raum zu verbessern, sondern Bereiche akustisch voneinander zu entkoppeln. Grundsätzlich funktioniert eine echte Trennung einzelner raumakustischer Zonen eben nur über eine Trennung – sei sie baulich oder durch Möblierung erreicht: Mit Schallschutzkabinen werden in großen Büros, auf Messen oder an Flughäfen Räume für konzentriertes Arbeiten geschaffen.

Aber: Mit den oben genannten Grundsätzen lässt sich die Akustik von einzelnen Raumbereichen durchaus so optimieren, dass sich der Lärmpegel in anderen Bereichen – etwa am Nachbartisch – deutlich verringert. Hierbei helfen partielle Abtrennungen und die Ausstattung mit Absorbern. In Restaurants lassen sich zum Beispiel halboffene Nischen gestalten, die mittels verschiedener absorbierender Materialien zwar akustisch in den Hintergrund rücken, aber optisch zu einem gewissen Grad offenbleiben: Materialien, die Schall absorbieren, können zum Beispiel auch von der Decke abgehängt werden. Sie müssen nicht überall eine dichte Fläche bilden, um zu einem gewissen Grad Schall aufzuhalten. An direkt angrenzenden Wänden könnten absorbierende Materialen dafür sorgen, dass möglichst wenig Schall aus der Nische in den offenen Raum reflektiert und so weiter. Die genannten Möglichkeiten gelten ebenso für den Schallschutz im Büro.

Buchtipp: Trockenbau Atlas

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Software hilft bei der Planung

Bei der Planung einer Verbesserung der Raumakustik können Apps helfen, zunächst eine Idee davon zu entwickeln, was sich mit welchen Materialien erreichen lässt. Dafür ist nicht unbedingt eine Profisoftware nötig. Hersteller von Akustikbauteilen bieten teilweise kostenfreie Apps, die zwar vielleicht nicht so exakt funktionieren und nicht sehr viele Materialien berücksichtigen, doch für kleine Optimierungen und einen ersten Eindruck reichen sie aus.

Einen kostenfreien Akustikcheck für Büros und weitere Tools mit denen sich Akustik im Raum simulieren lässt, bietet das Fraunhofer Institut für Bauphysik.

Autorin

Pauline John
Freie Redakteurin
Redaktion Ausbaupraxis

zuletzt editiert am 16. September 2025