Wärmedämmputz: Putz drauf und die Wand ist gedämmt? So einfach ist es nicht. Lesen Sie hier, wann und wie Wärmedämmputze innen professionell zum Einsatz kommen.
Wärmedämmputze werden häufig außen angewandt. Vor einigen Jahren war die Entwicklung von porösen Aerogel-Produkten eine kleine Revolution: An denkmalgeschützten Fassaden bieten sie die Möglichkeit, von außen zu dämmen, ohne dass sich das Aussehen der Fassade maßgeblich ändert. Mittlerweile steht auch für Innendämmungen eine Vielzahl an Produkten zur Verfügung: vom Hightech-Aerogel-Putz bis hin zum geschickt formulierten porösen Lehmputz. Gerade dort, wo Wände sehr uneben sind, in Altbauten und besonders in Fachwerken bieten sie eine gute Alternative zu Plattenware oder Trockenbaulösungen. Zu beachten ist bei Wärmedämmputzen jedoch eines: Erst die Schichtdicke macht die Dämmleistung – und die kann auch mal zehn Zentimeter betragen!
Ein Wärmedämmputz lohnt sich …
- auf sehr unebenen Untergründen,
- wenn der unebene Charakter einer Wand erhalten bleiben soll,
- wenn die Innendämmung diffusionsoffen sein soll,
- wenn die Dämmleistung nicht im Vordergrund steht,
- wenn zusätzlich z.B. außen oder zum Beispiel bei Fachwerken im Gefach gedämmt wird,
- als zusätzliche dämmende Schicht unter Innendämmungen bei unebenen Untergründen, um die Gesamtdämmleistung des Systems zu erhöhen.
Wie funktionieren Wärmedämmputze und welche Produkte gibt es?
Dämmputze bieten eine höhere Isolationsleistung als „normale“ Putze, weil sie Zuschlagstoffe enthalten, die kleinste Hohlräume im Putz erzeugen. Es gibt rein mineralische Dämmputze und Produkte, die beispielsweise Zellulose enthalten, sowie Lehmputze, die mit Zuschlägen aus Stroh oder anderen Naturfasern formuliert sind.
Einen Wärmedämmputz auftragen und Fehler vermeiden
Um einen annehmbaren Wärmedämmwert zu erreichen, muss ein Wärmedämmputz in einer ausreichenden Dicke aufgetragen werden. Sie sollten sich hierbei an die Angaben des jeweiligen Herstellers halten. Da der Putz trocknen muss, erfolgt der Auftrag in mehreren Schichten. Außerdem muss ein Armierungsgewebe eingeplant werden. Als Oberputz kommen dann sinnvollerweise Produkte zum Einsatz, die der Hersteller im jeweiligen System anbietet. Planen Sie bei Wärmedämmputzen innen immer eine ausreichende Trocknungszeit mit ein und stellen Sie sicher, dass das Raumklima einer Trocknung förderlich ist.
Angaben zur Ausführung von Wärmedämmputzen finden sich in der Norm
ATV DIN 18350 sowie in DIN V 18550. Diese wurden zwar für die Anwendung von Dämmputzen auf Außenwänden eingeführt, die Inhalte können aber sinngemäß auf die Anwendung von Wärmedämmputzen innen angewandt werden.
Wärmeleitfähigkeit von Wärmedämmputzen
Was können Wärmedämmputze im Vergleich zu anderen Innendämmsystemen? Aufgrund der Vielzahl der angebotenen Systeme und möglichen Einbausituationen ist der direkte Vergleich schwierig.
Im Folgenden machen wir Angaben über die Wärmeleitfähigkeit dreier verschiedener Produkte im Vergleich zu einer Polyurethan-Hartschaumplatte eines namhaften Herstellers. Dieser gibt für seine Platten eine Wärmeleitfähigkeit von 0,024 an.
Ein Dämmputz aus Lehm und Kork kommt auf einen Wert von 0,07.
Ein gängiger Aerogel-Dämmputz liegt bei 0,028. Im Allgemeinen werden für Dämmputze dieser Art 0,028 bis 0,03 angegeben.
Beachtet man die benötigte Schichtdicke, fällt auf: Das ist viel Material auf der Wand, um einen zur Plattenlösung vergleichbaren Dämmwert zu erreichen. Ein Hersteller eines leichten Dämmputzes auf Aerogel-Basis gibt an, dass für einen Zentimeter Putzdicke pro Quadratmeter zwei Kilo Trockenmaterial benötigt werden.
Fazit: Wärmedämmputz innen als Problemlöser
Viel Material bedeutet bei Dämmputzen auch ein entsprechender Preis! Daher lohnen sich Wärmedämmputze innen vor allem dann, wenn keine sehr hohen Dämmwerte erreicht werden sollen, ggf. in Kombination mit anderen Maßnahmen und wenn sie zum Problemlöser werden, etwa für sehr schwierige Raumgeometrien und unebene Untergründe.
Quellen:
Arbeiter, Klaus / Lang, Philip (2024): Innendämmung. Auswahl, Konstruktion, Ausführung – ein Handbuch für den Praktiker. 2. Auflage. Köln: RM Rudolf Müller Medien GmbH & Co. KG.
Literaturtipp: Innendämmung
Klaus Arbeiter, Philip Lang
„Innendämmung“ ist das Handbuch für den Baupraktiker zur fachgerechten Auswahl, Konstruktion und Ausführung für die jeweils individuelle bauliche Situation. Die verschiedenen Innendämmsysteme mit ihren Vor- und Nachteilen werden mit zahlreichen Abbildungen und Praxisbeispielen verständlich dargestellt.
Autorin:
Pauline John
Redaktion Ausbaupraxis