„Wo ist der Akkuschrauber schon wieder? Wer hat ihn zuletzt benutzt und den Akku nicht geladen? Haben wir alle Geräte für den Arbeitseinsatz dabei?“ Diese Fragen stellen sich Handwerker manchmal mehrfach am Tag.
Der Werkzeug- und Maschinenpark in Handwerksunternehmen wird stetig größer und kostenintensiver. Deshalb werden Aspekte wie Verfügbarkeit, optimale Nutzung und einfache Verwaltung betriebswirtschaftlich immer wichtiger. Tool-Tracker – oder auch Werkzeugmanager genannt – geben in Sekundenschnelle Auskunft über die Verfügbarkeit, Ausgabestandorte oder den Entleiher. Ebenso schnell können diverse Gerätedaten, Wartungstermine oder Akkuladestände abgerufen werden.
Diverse Anbieter, darunter auch einige Werkzeughersteller, bieten inzwischen entsprechende Lösungen. Wie diese sich im Einzelnen unterscheiden, zeigt ein tabellarischer Produktvergleich. (803,76 KB - PDF)
Digitale Betriebsmittelverwalter unterstützen die Verantwortlichen dabei, Werkzeug- und Maschinenressourcen optimal zu nutzen, die Produktivität durch eine bessere Verfügbarkeit zu steigern und nicht zuletzt Diebstähle zu unterbinden. Dadurch zahlt sich die Investition in entsprechende Systeme für Unternehmen mit 50 -100 Werkzeugen bereits nach wenigen Wochen aus. Per App haben Sie wichtige Informationen auch unterwegs immer griffbereit und wissen exakt, wo sich was befindet und wann es verfügbar ist.
Die Funktionsweise ist oft identisch: Zunächst wird die eigene Betriebsmittel-Organisationsstruktur in das System eingegeben (Lagerorte, Baustellen, Mitarbeiter etc.). Auf alle Geräte wird anschließend zur Identifikation jeweils ein Code, Transponder oder „Tag“ aufgebracht. Danach werden sie über ein spezielles Lesegerät oder eine App erfasst und den entsprechenden Arbeitsmitteln mit ihren technischen Daten, Lagerorten, Mitarbeitern oder Baustellen zugeordnet.
Tool-Tracker von Werkzeugherstellern haben den Vorteil, dass die sonst manuell einzugebenden Gerätedaten aktueller Modelle bereits im System hinterlegt sind.
3 Komponenten der Betriebsmittel-Verwaltungssysteme:
- Identifikations- bzw. Tracking-Modul, welches im Werkzeug eingebaut oder auf dem Werkzeug befestig ist
- Verwaltungssoftware für PC/Notebook
- App für Smartphone/Tablet
NFC – mit freundlichen Grüßen: Bitte was?
Bei der Identifikation, Erfassung und Ortung der Arbeitsmittel gibt es Unterschiede. So stehen für die Arbeitsmittelerfassung verschiedene Technologien zur Verfügung.
Neben Barcodes und QR-Codes kommen RFID, NFC und Bluetooth Transponder oder Tags in der Stromsparversion BLE zum Einsatz. Manchmal werden verschiedene Technologien parallel genutzt. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile im Hinblick auf die Größe, den Energiebedarf, den Leseabstand und nicht zuletzt den Preis pro Arbeitsmittel.
- Barcode/QR-Code: ist maschinenlesbar, sehr preiswert und kommt ohne Elektronik aus, kann aber nur aus kurzer Entfernung gelesen werden und ist nicht fälschungssicher.
- RFID (Radio-Frequency Identification): besteht aus einem Sender-Empfänger-System, das Informationen elektromagnetisch überträgt. Der Sender (Transponder oder Tag) ist klein, preiswert und benötigt keinen Strom, dafür aber spezielle Lesegeräte.
- NFC (Near Field Communication): basiert auf RFID-Technik. NFC-Tags sind ebenfalls Klein, preiswert und brauchen keine Stromversorgung. Allerdings ist ein NFC-fähiges Smartphone nötig, das den Tag aus unmittelbarer Nähe auslesen kann.
- BLE (Bluetooth Low Energie): ist die Stromsparversion der Bluetooth-Mobilfunktechnik, wird praktisch von allen mobilen Endgeräten unterstützt und kann auf bis zu 30m identifiziert werden. Allerdings sind BLE-Tags nicht billig und benötigen Strom.
- GPS (Global Positioning System): ermöglicht per GPS-Ortungssystem die Liveortung und den Diebstahlschutz von Arbeitsmitteln. GPS-Tracker sind allerdings groß, teuer, benötigen Strom und eine SIM-Karte – was laufende Zusatzkosten verursacht.
Mit der meist cloudbasierten Verwaltungssoftware können Bestandsmanager alle Arbeitsmittel verwalten, Arbeitseinsätze planen und Infos abrufen – etwa, wann die nächsten Wartungstermine, Sicherheitschecks oder Kalibrierungen anstehen. Teilweise lassen sich auch Fehlermeldungen auslesen, Werkzeuge für definierte Anwendungsfälle voreinstellen (z. B. Drehmoment und Drehzahl), Akkus aktivieren oder deaktivieren uvm.
Schnelle Hilfe via APP
Alle autorisierten Mitarbeiter können ausgewählte Infos mit einer mobilen App abrufen. Fällt während des Baustelleinsatzes ein Gerät aus, genügt eine Meldung per App und der Bestandsmanager kann sich um Reparatur und Ersatz kümmern. Neben einigen Arbeitsmitteln werden die Kollegen angezeigt, sodass kurzfristig benötigte Geräte untereinander ausgeliehen werden können.
Alle Systeme versprechen, die Produktivität im Arbeitsablauf zu steigern, den Werkzeugschwund zu reduzieren und teilweise die Inventur zu erleichtern. Neben den bekannten Werkzeugherstellern wie Bosch, Hilti, Milwaukee oder Würth gibt es Lösungen von Soft- oder Hardwareanbietern wie Finderbox oder Untouch. Sie nutzen zunehmend die Verbreitung von Smartphones und Tablets auf der Baustelle und die Möglichkeiten der Vernetzung über das mobile Internet. Wer seine Betriebsmitteldaten nicht in der Cloud speichern möchte, kann auf nicht cloudbasierte Lösungen zurückgreifen – z. B. auf Tool Tracker.net. Dafür ist aber eine lokale Verwaltungssoftware auf dem PC zu installieren, die regelmäßig aktualisiert werden muss. Mobil erfasste Daten müssen außerdem abgeglichen werden, sobald eine WLAN-Verbindung vorhanden ist.
Starter oder Basic?
Teilweise werden Servicepakete abgeboten, bspw. von Würth. So ein Paket kann folgendes beinhalten:
- Eine kostenlose Reparatur
- Tauschakkus
- Im Reparaturfall kostenlose Leihmaschinen
- Mietmaschinen zur Abdeckung von Bedarfsspitzen uvm.
Starter- oder Basispakete webbasierter Betriebsmittel-Verwaltungssysteme kosten ab 80 € (Hardware). Die App-Software ist meist kostenlos. Zu den einmaligen Investitionen kommen laufende monatliche Kosten für den Cloudservice zwischen 20 und 30 €sowie ggf. Kosten für weitere Transponder/Tags oder Zusatzleistungen hinzu.
Darauf sollten Sie unbedingt achten!
Beachten Sie bitte, welche Hardware zur Identifikation/Erfassung erforderlich ist, welche Funktionen man tatsächlich braucht und ob die Anzahl der zu verwaltenden Betriebsmittel begrenzt ist.
Schnittstellen zu Buchhaltungs-, ERP- oder PPS-Software – um z. B. Geräte und Maschinen leistungs- bzw. projektbezogen abzurechnen oder in die betriebliche Auftragsplanung einzubinden – suchen Sie allerdings (noch) vergebens.
Autor : Dipl.-Ing. Marian Behaneck
Fachautor zahlreicher Publikationen zu Hardware, Software, IT und Werkzeugen im Baubereich
Keyvisual und Teaserbild: Hilti