Moderne Bautrockner funktionieren nach zwei Prinzipien. Wir erklären, welcher Bautrockner sich für welchen Schadensfall eignet.
Bautrockner gehören in den Gerätepark jedes Handwerkers. Das Einsatzgebiet beschränkt sich nicht nur auf Schadensfälle, auch im Sanierungsbereich, wo durch neue Putze, Mörtel oder Estriche ein hoher Wassereintrag ins Gebäude stattfindet und die Termine eng gesetzt sind, hat sich die technische Trocknung als „Arbeitsbeschleuniger“ etabliert. Die Trockner können die Wartezeiten vor den Maler- und Bodenbelagsarbeiten erheblich verkürzen. Grundsätzlich funktionieren Bautrockner heute nach zwei Funktionsprinzipien, die sie für unterschiedliche Einsätze prädestinieren. Im Folgenden stellen wir die Verfahren der Bautrockner im Vergleich vor.


Das Adsorptionsverfahren: Wie funktioniert ein Bautrockner mit diesem Verfahren?
Bei der Adsorption („Ansaugen“) rotiert im Gehäuse ein wabenartiges Rad, dessen Oberfläche mit Silicagel oder Lithiumchlorid beschichtet ist. Das hygroskopische (wasserbindende) Salz hat eine ungeheuer große innere Oberfläche (ca. 500 m 2 pro Gramm Silicagel) und entzieht der durchgeleiteten Umgebungsluft so die Feuchtigkeit. In einem zweiten Prozess wird weitere Umgebungsluft angesaugt, mittels eines Heizers erwärmt und anschließend durch das feuchte Salz geblasen. Die heiße Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und reißt sie mit durch einen an das Gerät angeschlossenen Schlauch. Diese Luft muss nach außen oder in einen Nebenraum abgeleitet werden.
Wo wird das Adsorptionsverfahren angewendet?
Die Adsorptionstrockner kommen dort zum Einsatz, wo nur geringe Temperaturen herrschen: Ein Betrieb ist auch bei Minusgraden möglich. Theoretisch können Sie die relative Luftfeuchte bis auf fünf Prozent heruntertrocknen, was aber gerade bei Bauteilen aus Holz (Parkett, Treppen, Vertäfelungen) zu Schwindrissen führen kann. Bei Adsorptionstrocknern muss kein Wasserbehälter geleert, aber die feuchte Luft per Schlauch nach außen abtransportiert werden. Das ist logistisch nicht immer ganz einfach.
Wie funktioniert ein Bautrockner mit Kondensationsverfahren?
Beim Kondensations-Bautrockner verdichtet ein Kompressor ein Kältemittel. Dabei entsteht zunächst Wärme, die am Wärmeteil gespeichert wird. Das Kältemittel wird durch ein Expansionsventil in das Kälteteil eingeblasen, durch den plötzlichen Energieentzug entsteht die eigentliche Kälte. Die angesaugte und am Kälteteil vorbei geführte Luft kühlt ab, die enthaltene Feuchtigkeit kondensiert und wird in einem Auffangbehälter gesammelt. Die kalte Luft erwärmt sich am Wärmeteil, gelangt wieder in den Raum und kann dort wieder mehr Luftfeuchte aufnehmen.
Wo wird das Kondensationsverfahren angewendet?
Die Idealbedingungen für Kondensationstrockner liegen bei Raumtemperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Ein Einsatz ist prinzipiell auch bei niedrigeren Temperaturen möglich, sie beeinträchtigen aber die Entfeuchtungsleistung der Geräte.
Was macht die Qualität aus?
Bei Bautrocknern, die nach dem Kondensationsverfahren funktionieren, liegt der Hauptunterschied zwischen einfachen und hochwertigen Geräten in der Bauart des Kompressors. Einfach konstruierte Kondensations-Bautrockner müssen richtig aufgestellt werden: Der in den Geräten verbaute Hubkolbenkompressor muss senkrecht stehen, damit der sich auf und ab bewegende Kolben immer geschmiert wird. Wurde er längere Zeit waagerecht gelagert, braucht es eine gewisse Zeit, bis das Öl wieder vollständig in den Kolbenraum zurückgelaufen ist. Das setzt der Einsatzfähigkeit eines solchen Bautrocknungsgeräts auf der Baustelle eine störende Grenze. Hochwertige Geräte besitzen dagegen einen Rollkolbenkompressor. Hier ist der Kolben so eingebaut, dass er immer ausreichend geschmiert wird, unabhängig von seiner Lagerung. Wartezeiten auf der Baustelle sind somit passé.
Bei den Adsorptionstrocknern zeichnen sich gute Geräte durch die genaue Regelbarkeit der Bautrockner-Funktionen aus. Dazu gehören beispielsweise der stufenlos einstellbare Volumenstrom und Ziel-Feuchtegehalt sowie die elektronische Luftmengenregulierung. Wenn der Adsorptionstrockner in dem Raum platziert wird, der getrocknet werden soll, entsteht verfahrensbedingt ein Unterdruck. Einige hochwertige Geräte arbeiten deshalb mit zwei getrennten Luftführungen: eine für den Abtransport der feuchten Luft nach außen, eine für den Nachschub an Regenerationsluft. Dieses Verfahren ist für den Raum druckneutral.
Die richtige Leistungsdimensionierung von Bautrocknern
Wie lange muss oder kann ich einen Bautrockner einsetzen? Um die Leistungsaufnahme von Trocknern richtig einschätzen zu können, muss man Folgendes wissen: Der Feuchtetransport in den meist mineralischen Bauteilen funktioniert kapillar. Das Wasser kann in haarfeinen Kanälen über das Zusammenspiel von Adhäsion und Kohäsion wandern. Drei Phasen des Flüssigkeitstransports werden dabei unterschieden: Beim Flüssigwassertransport sind die Kapillare komplett mit Wasser gefüllt. Das führt zu einer schnellen Austrocknung des Bauteils, die allerdings nur von kurzer Dauer ist (drei bis fünf Tage). In Phase zwei sind die Kapillare gerade noch soweit mit Wasser gefüllt, dass es noch flüssig an die Oberfläche befördert wird.
Phase drei tritt ein, wenn statt des flüssigen Wassers nur noch Wasserdampf durch die Kapillare abtransportiert wird. In dieser Phase kommt der Austrocknungsprozess fast vollständig zum Erliegen, weil der oder die Bautrockner der Luft mehr Feuchte entziehen als das Bauteil über die Kapillare nachliefern kann – deshalb darf es zur Phase drei während des Trocknungsprozesses nicht kommen. Die Tabelle zeigt, wie die Trocknerleistung in Abhängigkeit vom Raumvolumen zu dimensionieren ist.
Leistungsaufnahme | max. zu trocknendes Raumvolumen |
---|---|
bis 0,5 kW (500 W) | ≤ 150 m³ |
bis 1,2 kW (1.200 W) | 150 – 400 m³ |
bis 1,7 kW (1.700 W) | 400 – 800 m³ |
Was sind Dämmschichttrockner?
Ist Wasser in Hohlräume oder die Fußbodenkonstruktion gelangt, reicht das alleinige Aufstellen von Luftentfeuchtern und Ventilatoren nicht aus. Das gilt auch und vor allem bei durchfeuchteter Dämmung, beispielsweise unter Estrichen. Hier wird der Einsatz von sogenannten Dämmschichttrocknern notwendig, um das Wasser aus der Konstruktion zu saugen. Das lange übliche Überdruckverfahren, bei dem das Wasser aus der Fußbodenkonstruktion ausgeblasen wurde, ist mittlerweile nicht mehr Stand der Technik. Lediglich bei Hohlräumen ohne Dämmstoffe und mikrobielle Belastung ist das Überdruckverfahren noch anwendbar.
Ein Dämmschicht-Bautrockner funktioniert wie folgt: Seit geraumer Zeit wird fast nur noch im Unterdruck- oder Saugverfahren getrocknet, weil auf diese Art keine Schadstoffe (Dämmstofffasern) in die Raumluft gelangen können. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass während des Trocknungsvorgangs Feinfilter und gegebenenfalls Hepafilter (für Partikel kleiner 1 µm) eingesetzt werden. Grundsätzlich sollte bei dieser Art der Trocknung natürlich möglichst zerstörungsfrei gearbeitet werden. Bei durchfeuchteter Dämmung unter dem Estrich sind allerdings mehrere Bohrungen durch den Oberbelag oder die Decke des darunterliegenden Geschosses oft unvermeidbar, um die Rohre einzuführen beziehungsweise getrocknete Raumluft nachströmen zu lassen.
Autor:
Ulrich Wolf
Redaktion ausbaupraxis.de
Keyvisual und Teaserbild: Trotec
7. Mai 2020