Abb. 5b: Die automatisierte Einbringung von Zellulose spart Zeit, verbessert die Qualität und reduziert den Personalaufwand.
Das automatisierte Einbringen von Zellulose spart Zeit bei Ausbau und Sanierung. (Quelle: Isocell GmbH)

Dämmung 2024-12-04T08:27:22.563Z Zellulosedämmung: Wärmeschutz aus alten Zeitungen

Effektiv dämmen mit Altpapier: Zelluloseflocken füllen kleinste Hohlräume, sind in der Lage, Feuchtigkeit abzutransportieren und gewährleisten einen guten Wärmeschutz.

Damit bietet sich Zellulose vor allem dort an, wo es ausreichend Raum zwischen einzelnen Bauteilen gibt und vielleicht sogar kleine bauphysikalische Schwächen ausgeglichen werden sollen: etwa bei der Dämmung von oberen Geschossdecken, Zwischendecken, Dächern und der Innendämmung von Außenwänden. Wo sich im Altbau vorhandene Hohlräume nutzen lassen, kann im Neubau eine Dämmung mit Zellulose schon bei der Erstellung von Wänden und Decken berücksichtigt werden, indem ein zweischaliger Aufbau geplant wird.

Ökologische und wirtschaftliche Vorteile von Zellulosedämmung

Zellulosedämmung besteht hauptsächlich aus sortiertem Tageszeitungspapier. Die Zeitungen werden in Schredder und Mühle mechanisch aufgefasert und mit mineralischen Salzen versetzt, um die Flocken unter anderem gegen Schimmel sowie Ungezieferbefall zu schützen. So werden sie verrottungssicher und brandbeständig. Im Vergleich zu Mattenware bietet Zellulosedämmung Vorteile in Bezug auf Lagerung, Transport, Entsorgung und Handling. Die Einblastechnik ermöglicht eine schnellere Verarbeitung. Einmal eingebrachte Zellulosedämmung kann in der Regel bis zu zwei Mal wiederverwendet werden.

Wann kommt eine Zellulosedämmung infrage?

Für die Dämmung mit Zelluloseflocken muss immer ein Hohlraum vorhanden sein. Verschiedene Hersteller geben einen Mindestraumbedarf von 3 bis 4 Zentimetern zwischen den zu dämmenden Bauteilen an. Im Altbau können so vorhandene Hohlräume, zum Beispiel bei zweischaligen Wandaufbauten oder in Gefachen, genutzt werden.  

Wie funktioniert eine Dämmung mit Zellulose?

Abb. 1b: Der Einblas-Fachmann kommt mit seinem LKW auf die Baustelle und hat alles dabei: Die Einblasmaschine und das Material.
Der Einblas-Fachbetrieb bringt Material und Technik direkt auf die Baustelle. Eine Schulung für professionelles Einblasen von Zellulose erhalten Handwerksbetriebe direkt bei den Herstellern. (Quelle: Isotec GmbH)

Eine Dämmung mit Zelluloseflocken sollte immer von einem Fachbetrieb ausgeführt werden. Die Einblas-Profis kommen mit dem Lkw direkt auf die Baustelle und haben alles dabei: die Einblasmaschine und das Material. Die Flocken werden in die zu dämmenden Konstruktionen setzungssicher eingeblasen und füllen auch engste Spalten aus. So entsteht eine Dämmschicht ohne jeglichen Verschnitt – auch bei großen Dämmstärken.

Kommt der Dämmstoff wirklich überall hin?

Die Flexibilität des Materials sorgt dafür, dass ein gleichmäßiges, fugenfreies und wärmebrückenfreies Befüllen möglich ist. Die Zellulosefasern haben ein hohes Expansionsvermögen. Sie bestehen aus Papierpartikeln und freien Einzelfasern, welche wiederum rundum befasert sind (Fibrillen). Während sich die größeren, steiferen Fasern im Gefach beziehungsweise im Hohlraum verspreizen, dehnen sich die fibrillierten Fasern nach der Komprimierung wieder aus. Diese Rückstellkraft sorgt dafür, dass die Zellulose im Gefach nach allen Richtungen expandieren möchte und damit Setzungssicherheit gewährleistet. Um die notwendige Einblasdichte zu gewährleisten, werden Probebohrungen vorgenommen und die Einblasdichte mittels Prüfrohr ermittelt.

Feuchtetransport bei der Innendämmung mit Zellulose 

Zellulosedämmung ist nicht nur sehr wasserdampfdurchlässig, sie kann auch Feuchtigkeit in der Faser von der kalten zur warmen Seite transportieren (Sorptionsverhalten), ohne ihre Dämmeigenschaften zu verlieren. Feuchtigkeit kann so zum Beispiel im Winter von der Wand in Richtung Innenraum transportiert werden, wo sie durch die höhere Temperatur im Raum abtrocknen kann.  

Dämmstoff mit guten Brand- und Schallschutzeigenschaften 

Im Laufe der Zeit hat sich die Produktion von Zellulosedämmstoffen erheblich verändert. So werden heute hohe Wärmedämmwerte und gute Brandschutzeigenschaften erreicht.  

Der Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit für Zellulosedämmung, beispielsweise von Isocell, liegt in der EU und in der Schweiz bei 0,038 W/mK, in Deutschland bei 0,039 W/mK.  

In Deutschland gilt für Zelluloseflocken Brandklasse E nach DIN 4102 (hinnehmbares Brandverhalten). Wichtiger für die Planung sind allerdings Brandwiderstandsprüfungen mit den Klassen F30 bis F120. Sie beziehen sich auf den Gesamtaufbau der Bauteile: Wie lange kann zum Beispiel eine Wand vor der brandbedingten Hitze schützen, wie lange bleibt sie tragfähig, wie lange kann ein Feuer durch sie nicht in den Raum eindringen?  

Weil Zellulose anders als gängige Fasermatten alle Hohlräume auszufüllen vermag, ergeben sich im Vergleich bei Zwischenwänden um bis zu 3 dB und bei Zwischendecken um bis zu 5 dB bessere Schalldämmwerte. 

Zellulosedämmung ist wiederverwendbar 

Zellulose wird bereits so lange als Dämmstoff verwendet, dass belastbare Erfahrungen mit seiner Wiederverwendung vorliegen. Es ist in der Regel möglich, ein- oder auch zweimal verwendete Zellulose abzusaugen und an anderer Stelle wieder einzubringen. Problematisch sind beim Absaugungs-Vorgang allerdings Fremdstoffe wie Schrauben oder Mörtelteile, die mittransportiert werden. Da diese Fremdstoffe beim erneuten Einblasen des Dämmstoffs Schäden verursachen können, sollten spezielle Absauger zum Einsatz kommen, die die Zellulose filtern.

Autorin:
Gabriele Leibetseder
Leitung Vertrieb und Technik, Isocell

zuletzt editiert am 06. Dezember 2024