Zwischen den Fliesen wachsen seltene Moose; in den Pfützen baden die Vögel: Spätestens jetzt wird es Zeit, Terrasse, Loggia oder Balkon zu sanieren. Diese Tipps helfen bei der professionellen Planung und Ausführung.
Balkon sanieren: die wichtigsten Punkte im Überblick
- Untergrund vorbereiten, Wasserwege planen
- Statik und Konstruktion prüfen
- Abdichtung: Nutzung und bauliche Umgebung beachten
- Anschlüsse: Welche Bauteile sind „im Weg“?
- Bodenaufbau und Bodenbelag
- Geländer, Sonnenschutz und Co. planen
Den Untergrund vorbereiten
Das Wasser muss weg! Nach dem Entfernen alter Abdichtungsschichten und Bodenbeläge gilt es, eine ebene Fläche herzustellen. Auf einem Gefälle von 2 Prozent kann Wasser in meist ausreichender Geschwindigkeit abfließen. Ist ein solches nicht vorhanden, können Sie es beim Sanieren des Balkons herstellen. Wichtig ist zu prüfen, wohin das Wasser sich beim Ablaufen bewegt. Wasser auf dem Nachbarbalkon sorgt für berechtigten Ärger. Planen Sie daher gegebenenfalls einen gesonderten Ablauf.
Sind Statik und Konstruktion in Ordnung?

Sind Schäden an der Konstruktion vorhanden, die eine grundlegende Sanierung nötig machen? Ein Balkon sollte nur (teil-)saniert werden, wenn er keine Schäden aufweist, die seine Statik beeinträchtigen. Altbaubalkone basieren häufig auf Stahlträgern, die in der Geschossdecke verankert wurden. Zwischen den Trägern befindet sich Kappenbeton. Ist dieser stark angegriffen, kann es sein, dass darunterliegende, für die Tragkraft des Balkons wichtige Zugstangen marode sind. Ein Hinweis auf Schäden an der Konstruktion können tiefe Risse und Abplatzungen an der Betonschicht sein.
Stehen ohnehin größere Sanierungsmaßnahmen an? Weist die Fassade etwa Wärmebrücken auf, die durch die Verankerung des Balkons verursacht werden, sollte der Nutzen einer reinen Balkonsanierung abgewogen werden.
Beispiele für Tragsysteme von Balkonen
Geeignete Abdichtung wählen
Abdichtung mit bituminösen Bahnen: Auf diese Art stellen Sie eine langlebige und sehr widerstandsfähige Abdichtungsschicht her. Regelwerkskonform nach DIN 18531 müssen Abdichtungen mit „Bitumenbahnen“ zweilagig ausgeführt werden.
Abdichtung mit Kunststoffbahnen: Sogenannte EPDM-Folien können relativ einfach geklebt und mit flüssigen bituminösen Abdichtungsstoffen kombiniert werden. Sie sind jedoch empfindlicher als bituminöse Bahnen.
Abdichtung mit Flüssigkunststoffen: Mit modernen Systemen ist diese Abdichtungsart relativ einfach erledigt. Eine Mindestschichtdicke von 2,0 mm sollte erreicht werden. So dichten Sie den Balkon mit Flüssigkunststoffen ab.
Bei Balkonen, Loggien und Laubengängen über nicht genutzten Flächen kommt zudem eine Abdichtung im Verbund mit Fliesen und Platten und flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen (AIV-F) infrage. Auch kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (PMBC) können hierbei regelwerkskonform (DIN 18533-3) eingesetzt werden.
Regelwerke für die Abdichtung von Balkonen
Für die normkonforme Abdichtung von Balkonen, Terrassen etc. gelten die Regelwerke DIN 1853 – Abdichtung von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen und die Flachdachrichtlinie.
Anschlüsse besonders beachten
Überall dort, wo Bauteile direkt an die Oberfläche der Balkonplatte angrenzen – oder diese durchstoßen, gilt es, die Abdichtung besonders gut zu planen. Je nach Abdichtungsart können hier Dichtbänder oder vorgeformte Teile zum Einsatz kommen.
Das Geländer ist von oben in der Platte verankert? Es gibt Geländer, die sich von unten anbringen lassen. Damit „stören“ sie die Abdichtungsebene nicht.
Türschwellen gelten bei der Abdichtung als besonders sensibel, läuft das Wasser bei Fehlern doch gleich in den Innenraum. Wie hoch die Gefahr ist, hängt vom Niveau der Türschwelle ab und davon, wie geschützt sie liegt. Die Abdichtung sollte grundsätzlich bis 20 Millimeter aufgekantet werden. Gitterroste helfen in besonders wasserbeanspruchten Bereichen. Bodengleiche Schwellen stellen eine besondere Herausforderung für den Gesamtaufbau des Balkons dar. Die Aufbauhöhe des Bodens außen und innen muss nach der Sanierung identisch sein. Wasser muss auch bei hoher Schlagregenbeanspruchungen zügig aus der Konstruktion abfließen können.
Balkon sanieren, Türschwelle absenken
Früher waren Türschwellen mit 150 Millimetern üblich. Im Rahmen einer Balkonsanierung können Sie auch die Schwellenhöhe mit angleichen. Entsprechend sorgfältig sollte dann abgedichtet werden. Außerdem sollten Sie eine geänderte Türschwelle und die somit empfindlichere Abdichtungssituation mit dem Auftraggeber abstimmen.
Bodenaufbau und Bodenbelag planen
Flüssigkunststoffe für die Balkonabdichtung ermöglichen es, auf einen Bodenbelag zu verzichten. Verschiedene Hersteller bieten Systeme an, bei denen die Oberfläche farbig und zum Beispiel durch Einstreuen von Chips gestaltet werden kann.
Holz sollte immer auf einer Unterkonstruktion/einem Stelzlager (über der funktionsfähigen Abdichtung) verlegt werden. Beachten Sie schon bei der Planung, dass die Belastung auf der Abdichtungsebene hierbei punktuell erhöht ist. Wer Schäden an der Oberfläche vermeiden möchte, verlegt Holzbretter mit der Kernseite nach oben, damit die Kanten sich bei Verwitterung nach unten statt nach oben wölben.
Fliesen und andere keramische, im Mörtelbett verlegte Beläge sollten oberhalb einer Drainageschicht angeordnet werden. Ohne Drainage kommt es aufgrund stauender Feuchte schnell zu Ausblühungen und Frostschäden.
Mehr als Details: Sonnenschutz, Geländer, Möblierung
Geländer und Einfassungen können insbesondere dort ausgetauscht werden, wo es sich um Wohneigentum handelt und keine denkmalpflegerischen Auflagen im Weg stehen. Dort, wo für die Fassade keine Vorgaben bestehen, lassen sich Balkone optisch aufwerten, indem gemauerte Einfassungen neu verputzt und/oder individuell gestrichen werden.
Und: Auch ein Sonnenschutz kann mehr sein als Sonnenschirm oder Klemmmarkise. Sonnensegel, Rollos und Co. bedürfen eventuell besonderer Befestigungen. Planen Sie diese am besten von Anfang an mit ein.
Tipp: Balkon sanieren, Möblierung mit einplanen
Mit einer geschickt geplanten Balkonmöblierung wird auch aus einem kleinen Balkon ein Lieblingsplatz. Planen Sie – passend zur Gestaltung des Bodens und des Geländers – zum Beispiel maßgeschneiderte Klapptische, Pflanzmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten und Aufbewahrungen ein.
Literaturtipp: Balkone, Loggien und Terrassen
„Balkone, Loggien und Terrassen“ stellt alle Aspekte der Planung, Konstruktion und Ausführung von Balkonen, Loggien, Dachterrassen und Terrassen im Neubau und Bestand dar und bietet so wertvolle Hilfestellung für Planer, Ausführende und Sachverständige. Ausgehend von grundlegenden gestalterischen, bauphysikalischen und technischen Aspekten und Anforderungen werden Grundkonstruktionen sowie Ausführungsdetails und -möglichkeiten für schadensfreie Baulösungen aufgezeigt und beschrieben.
Autorin:
Pauline John
Redaktion ausbaupraxis.de