Innenwand dämmen Teaser

Dämmung 18. July 2022 Systemcheck: Dämmstoffe für innen

Dämmung ist nicht gleich Dämmung: Wer von innen dämmen möchte, hat die Wahl zwischen verschiedenen Dämmstoffen und -Systemen. Wir stellen sie vor.

Innendämmung, Einblasdämmung, Dämmputze, Wandheizung, ökologische Dämmsysteme. Obwohl oder auch gerade weil die Wärmedämmung von Gebäuden in den letzten Jahren in den Fokus öffentlicher Kritik geraten ist, wächst der Markt für Dämmstoffe und Dämmtechnologien rasant.

Je mehr Systeme es gibt, desto mehr Anwendungsmöglichkeiten bieten sich. Dabei eignen sich einzelne Dämmlösungen ganz besonders für bestimmte bauliche Situationen und ihr Einsatz benötigt eher besondere Planung. Andere sind unempfindlicher und können in vielen Fällen zum Einsatz kommen.

Innendämmung: Dämmen von einfach bis anspruchsvoll

Ist eine Dämmung von außen nicht möglich, oder wünscht ein Kunde die Dämmung einer einzelnen Wohnung, kommt dem Handwerker sicher als erstes die Innendämmung in den Sinn. Je nach System sind mit Innendämmung hohe Dämmwerte zu erzielen, Hersteller bieten Dämmstoffe für fast jedes Budget, ökologische Varianten haben handfeste Vorteile.

  • Am günstigsten sind Hartschaumplatten, bei denen der Dämmwert von der Dicke des Materials abhängt. Mit diesen Systemen lässt sich ein gewisser Raumverlust je nach gewünschter Dämmwirkung aber nicht vermeiden.
  • Teurer wird es mit Hochleistungsdämmsystemen, die in der Regel in Form von Verbundplatten geliefert werden. Die verwendeten Technologien erreichen auch bei geringer Dicke hohe Dämmwerte.
  • Als besonders tolerant gegenüber Feuchtebelastungen und Verarbeitungsfehlern gelten diffusionsoffene Innendämmsysteme. Sie sind in der Lage Feuchte aufzunehmen und in trockeneren Zeiten wieder abzugeben. Aber: Auch hier müssen bauphysikalische Voraussetzungen vorab geprüft werden und die Verarbeitung sollte dennoch sorgfältig erfolgen. Nur so ist sichergestellt, dass das System und weitere Bauteile nicht durch Feuchte geschädigt werden. In stark feuchtebeanspruchten Räumen wie Bädern scheiden diese Systeme übrigens aus
  • Ökologische Innendämmsysteme, etwa aus Lehm, haben oft ebenfalls feuchteregulierende Eigenschaften. Lehm- oder tonbasierte Bauprodukte können darüber hinaus Schadstoffe wie Formaldehyd aus der Luft filtern. Außerdem werden Produkte angeboten, die aus Naturfasern wie Hanf bestehen und als Rollenwaren oder Matten geliefert werden. Damit sind dem erfindungsfreudigen Handwerker keine Grenzen gesetzt, auch was die Kombination mit – selbstverständlich ökologischen – Putzen angeht.

Das ist zu beachten

Beachten Sie Wärmebrücken: Vor allem dort, wo Bauteile wie Balkonplatten oder nach außen durchgehende Trägerelemente in Innenwände einbinden, können Wärmebrücken zum Problem werden. Hier muss die Wandtemperatur entweder mit Systemelementen oder mittels eigenem Einfallsreichtum angehoben werden.

Wie ist die Feuchtebelastung innen und von außen? Manche Innendämmsysteme sind gegenüber Feuchte toleranter als andere, völlig unempfindliche Systeme gibt es aber nicht. Daher sollte auch der Schlagregenschutz an Außenwänden zumindest in Augenschein genommen werden.

Prüfen und planen Sie die Luftdichtheit: Undichte Stellen geben jeder Innendämmung irgendwann den Rest. Egal welche Dämmung Sie einbauen, Sie sollten zumindest eine Ahnung haben, wo die luftdichte Ebene verläuft. Planen Sie ein komplexeres System? Dann prüfen Sie die Luftdichtheit mit einem Blower-Door-Test .

Einblasdämmung: Dämmung auf Erfolgskurs

Einblasdämmung war lange Zeit ein Nischenprodukt. Völlig zu Unrecht! Gerade in Altbauten sind ohnehin oft Hohlräume vorhanden, die für einen Dämmung genutzt werden können. Neben Zellulosedämmstoffen und Granulaten stehen mittlerweile auch mineralische Varianten zur Verfügung und der Markt wächst weiter. Einblasdämmung ist in der Regel reversibel, die meisten Produkte bieten ökologische Vorteile, weil sie entweder aus recycelten Materialien bestehen oder recycelbar sind.

In der Regel übernehmen Fachunternehmen das Einfüllen der flockigen Dämmstoffe. Was zunächst teuer klingt, kann sich mit einem entsprechenden Plan aber auszahlen: Für die Dämmung mit einzublasenden Stoffen sind oft keine oder kaum weitere bauliche Maßnahmen nötig. Sichergestellt sein muss, dass die Dämmung nirgendwo mit Wasser in Berührung kommt.

Geeignet ist eine Einblasdämmungen zum Beispiel zur Dämmung der oberen Geschossdecke, wo sie die vorhandenen Zwischenräume bei Holzbalkendecken füllt, bei fehlender oder lückenhafter Dämmung im Dach, hinter vorhandenen Wandverkleidungen, zur Dämmung im Fachwerk und zur Dämmung von zweischaligen Mauerwerken.

Hier erhalten Sie umfangreiche Informationen zur Einblasdämmung und ihrer Anwendung.

Dämmputze: Dünn, flexibel, grenzenlos?

Eigentlich eine Sensation: Einfach Putz auftragen, bestehende Unebenheiten überarbeiten und fertig ist die Innendämmung. Die erste Aufregung um die noch recht jungen Dämmputze hatte sich zunächst gelegt. Dämmwerte wie mit plattenbasierten Systeme lassen sich mit Hochleistungsdämmputzen mit akzeptablen Schichtdicken nur schwer erreichen. Außerdem braucht der Auftrag von Dämmputzen etwas Übung: Die Schichten sind dicker und die Konsistenz ist etwas anders als bei anderen Innenputzen – wobei es mittlerweile maschinengängige Varianten gibt.

Mittlerweile haben verschiedene Hersteller allerdings spezialisierte Varianten des dämmenden Putzes entwickelt: Für den Innenbereich gibt es Produkte, die leichter zu verarbeiten sind als ihre Vorgänger. Sie bieten sich besonders dort an, wo Plattenwerkstoffe nicht hinkommen, etwa in Nischen oder bei Versätzen an Innenwänden. Außerdem können Stellen mit ihnen gedämmt werden, an denen gegenüber dem restlichen Raum die Dämmstoffdicke niedriger sein sollte, zum Beispiel in Fensterstürzen. Für den großflächigen Einsatz sind diese Produkte allerdings (noch) zu teuer.

Auch im Außenbereich hat die auf Aerogelen basierende Technologie ihre Einsatzgebiete: Vor allem dort, wo alte Wandstrukturen erhalten bleiben sollen und zugleich die Anforderungen an den Dämmwert nicht ganz so hoch sind, machen Dämmputze Sinn. So manche denkmalgeschützte Fassade kann nur mit einem Dämmputz überhaupt an aktuelle energetische Standards angepasst werden. Manche Planer entwickeln ausgeklügelte Konzepte, bei denen sie Dämmputze mit anderen Dämmsystemen kombinieren. Dann kommen beispielsweise an den denkmalrechtlich relevanten Fassadenseiten zusätzlich schlanke Innendämmsysteme zum Einsatz, während an den weniger repräsentativen Wänden mit „normalen“ Wärmedämm-Systemen gearbeitet wird.

Die wichtigsten Werte bei der Wärmedämmung

Wärmeleitfähigkeit W/(mK)/Lambda-Wert

Je geringer der Lambda-Wert ist, desto höher ist die dämmende Wirkung eines Dämmstoffs oder Bauteils. Er gibt an, wie viel Wärme in einer Sekunde von innen nach außen geleitet wird. Dabei bezieht sich der Wert auf einen Meter Bauteildicke bei einem Temperaturunterschied von einem Calvin zwischen innen und außen. Der Lambda-Wert der meisten Dämmstoffe liegt zwischen 0,025 und 0, 050 W/(mK)/.

Wärmedurchgangskoeffizient W/(m2K)/U-Wert

Im Gegensatz zum Lambdawert gibt der U-Wert die Wärmedurchlässigkeit eines Bauteils, in der Regel einer Wand, auch in Bezug auf seine Dicke an: Deswegen pro Quadratmeter und nicht pro Meter. Damit kann der U-Wert für die Berechnung von gesamten Wand-Konstruktionen zu Rate gezogen werden. Auch hier gilt: je niedriger, desto besser.

Wasserdampfdiffusionswiderstand/µ

Der Wasserdampfdiffusionswiderstand gibt an, wie viel Feuchte ein Baustoff aufnehmen kann. Ein besonders diffusionsoffener Dämmstoff kann viel Wasserdampf aufnehmen. Der Wert gibt an, um wie viel größer der Wasserdampfdiffusionswiderstand als eine Luftschicht in der gleichen Dicke.  Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke/Sd-Wert  Der Sd-Wert basiert auf dem Wasserdampfdiffusionswiderstand, berücksichtigt zusätzlich aber die Bauteildicke. Somit lässt der Sd-Wert Aussagen über die Feuchtetransporteigenschaften konkreter Bauteile zu.

Wandheizungen: Heizen statt dämmen?

Warum sollte man eine Wand beheizen, wenn man sie einfach Dämmen und die alte Heizung weiter nutzen kann? Wandheizungen bergen enorme Energieeinsparpotenziale. Mit ihnen lassen sich kältetechnische „Problemzonen“ an Wänden aufwärmen und damit vor Feuchte schützen, Wandheizungen geben außerdem als besonders angenehm empfundene Wärme ab.

Neben besonders flachen Flächenheizungen bieten Hersteller zunehmend Komplettsysteme an, die eine Dämmung und Wandbekleidung gleich mitbringen. Insbesondere Anbieter von Lehmprodukten integrieren vermehrt Flächenheizungen in ihre Platten. Eine einfache, schnelle Verarbeitung steht hierbei im Vordergrund.

Zudem entwickelt sich der Markt für Wandheizungen immer weiter: Ein Hersteller bietet neuerdings eine Variante an, bei der die leitfähigen Elemente in einer Wandfarbe integriert sind: Die Wandheizung zum Aufstreichen sozusagen.

Soll mit einer Wandheizung so richtig gespart werden, ist natürlich immer die Kombination mit einer Dämmung zu erwägen. Denn was die Heizung abgibt, soll ja nicht gleich wieder „in der Wand verschwinden“. Gerade beim Thema Wandheizung, lohnt es, sich genauer umzusehen und sich bei verschiedenen Herstellern beraten zu lassen: Hier wird viel Entwicklungsarbeit geleistet, heraus kommen dabei Systeme, die ganz besondere Problemlösungen bereitstellen. Manche Handwerksunternehmen haben übrigens eigene Speziallösungen entwickelt: Mit etwas Erfindergeist ist das ein toller Weg, um sich ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen.

Einfach Problempunkte dämmen

Eine weitere Möglichkeit, Energieverluste zu vermindern und die Temperatur in Innenräumen zu heben, ist, besondere Schwachstellen zu dämmen: Über die obere Geschossdecke, über die Dachbodenluke und über die Kellerdecke geht einige an Wärme verloren. Diese Bereiche zu dämmen, ist in der Regel relativ einfach und dabei effektvoll.

Dämmen von innen: Tipps der Redaktion

  • Schauen Sie sich die baulichen Gegebenheiten genau an. Manchmal sind individuelle Lösungen auf lange Sicht effektiver und günstiger als einfach die günstigste Variante der Innendämmung zu wählen.
  • Egal wie oder wo Sie dämmen: Kleine Schwachstellen sind nicht egal! Prüfen Sie immer, ob nicht perfekt ausgeführte Bereiche eine Gefahr für Folgeschäden bergen könnten.
  • Wenn Sie im System arbeiten: Arbeiten Sie genau so, wie der Hersteller es vorgegeben hat, um Haftungsrisiken zu minimieren.
  • Wenn Sie nicht im System arbeiten: Besprechen Sie es mit Ihrem Kunden und beschreiben Sie im Vertrag genau was Sie tun wollen. Der Kunde muss wissen, und das sollten Sie im schlimmsten Fall beweisen können, dass immer Restrisiken verbleiben.
  • Fragen Sie den Hersteller: Egal, ob Sie kreativ werden oder ein System nach Vorschrift verarbeiten, in den meisten Fällen helfen Kundenberater und bei kleineren Herstellern sogar Inhaber gerne und kompetent bei Fragen zur Ausführung oder Entscheidungen zu kniffligen Details.

Autorin:

Pauline John
Redaktion ausbaupraxis.de

Keyvisual und Teaserbild: iStockphoto/Suljo

zuletzt editiert am 16.11.2022